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Warum sind Honorartarife besser als Provisionstarife?

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
28. Oktober 2020

Im Jahr 2019 wurden über 5 Mio. Lebens- und Rentenversicherung in Deutschland abgeschlossen. Fast ausschließlich werden solche Verträge auf Provisionsbasis verkauft. Das Modell der Abschlussprovisionen ist beliebt. Der Kunde sieht in der Regel nicht, was ein Versicherungsvertrag kostet und muss auch nichts für die Beratung bezahlen. Damit ist der Verkauf solcher Produkte relativ einfach. Doch die versteckten Kosten wirken sich negativ auf das Ansparergebnis/ Vertragsverlauf aus. Honorartarife hingegen sind deutlich lukrativer für Kunden und häufig die bessere Variante im direkten Vergleich. Wir zeigen den Unterschied.

Kurz und knapp:

Selbst wenn die Honorarkosten vergleichbar hoch sind wie die Provisionskosten, ist das Honorarmodell besser für Sie als Sparer. Bei 30 Jahren Laufzeit liegt der finanzielle Vorteil des Honorarmodells bei einer fünfstelligen höheren Vertragsauszahlung. Und diese höhere Auszahlung ist garantiert.

Inhalt des Beitrags

Warum werden so viele Lebens- und Rentenversicherungen verkauft?

Ein Hauptgrund für den Abschluss von Lebens- und Rentenversicherung ist die Vorsorge für das Rentenalter. Das Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung und die damit verbundene Rentenhöhe nimmt immer weiter ab. Das hat zur Folge, dass die Menschen zusätzlich für das Rentenalter vorsorgen möchten. Es gibt gute Gründe, dies über Versicherungsprodukte zu tun. Zum Beispiel ist eine Rentenversicherung das einzige Produkt, welches eine lebenslange Rentenzahlung ermöglicht. Es sinkt nämlich nicht nur das Rentenniveau der gesetzlichen Rentenversicherung, sondern es steigt auch permanent die Lebenserwartung. Wir kriegen weniger Rente im Rentenalter und leben länger. Darum ist eine zusätzliche Rentenversicherung auf Fonds- oder Zinsbasis ein beliebtes Altersvorsorgeprodukt. Die Versicherungsvertreter verkaufen Lebens- und Rentenversicherungen auf Provisionsbasis. Dabei bieten manche Versicherer lukrativere Varianten an. Honorartarife sind das Zukunftsmodell der Branche. 

Was ist ein Provisionstarif?

Hauptsächliches Merkmal des Provisionstarifs ist, dass der Vertrag „kostenfrei“ über einen Vertreter oder eine Onlineplattform abgeschlossen werden kann. Der Versicherer zahlt bei Abschluss eine Abschlussprovision an den Vermittler der Police. Die Abschluss- oder Beratungsprovision wird mit den Beitragseinzahlungen der ersten Jahre verrechnet. In der Regel werden 2,5% Abschlussprovision auf die Beitragssumme berechnet. Die Beitragssumme errechnet sich aus allen Beiträgen, die vom Vertragsbeginn bis Vertragsende bezahlt werden.  

  • Bei älteren Verträgen ist der Provisionsfaktor höher.
  • Die Verrechnung der Provision mit der Beitragszahlung der ersten Jahre nennt sich Zillmerung.
  • Die Abschlusskosten werden in der Regel mit den Einzahlungen der erste fünf Jahre verrechnet.
  • Für jede Dynamikerhöhung wird eine neue Abschlussprovision nach gleicher Methode an den Vermittler ausgezahlt.

Was ist ein Honorartarif?

Ein Honorartarif ist Provisionstarif, der frei von Abschluss- und Vertriebskosten ist. Die Vertragsleistungen sind häufig identisch zum Provisionstarif. Bei manchen Versicherern sind die Konditionen der Honorartarife identisch zu den Mitarbeiterkonditionen. Ihr Geld wird zu den gleichen Bedingungen angelegt, wie die Mitarbeiter der Versicherung erhalten. Besser geht es nicht.

Die Bezeichnung Honorartarif ist nicht geschützt und auch in diesem Bereich gibt es bessere und schlechtere Verträge. Doch ein Kostenvorteil besteht im Vergleich zum Provisionstarif immer.

  • Keine Abschluss- und Vertriebskosten.
  • Keine Abschluss- und Vertriebskosten auf Dynamikerhöhungen.
  • Verringerte Verwaltungskosten.
  • Verringerte Kapitalanlagekosten.
  • Honorartarife werden auch Nettotarife genannt.

Welcher Vorteil entsteht durch provisionsfreie Verträge?

Der Vorteil durch provisionsfreie Honorartarife ist groß und lässt sich mit den entsprechenden Tools berechnen. Als Beispiel nehme ich eine fondsgebundene Rentenversicherung mit 30 Jahren Laufzeit und einem Monatsbeitrag von 300 Euro. Ich vergleiche den Provisionstarif mit dem Honorartarif.

  • Beitragssumme: 108.000 Euro. (300x12x30)
  • Provisionsfaktor: 2,5% (in den AVB zu finden)
  • Abschlussprovision: 2.700 Euro (108.000×0,025)
  • Wertzuwachs: 6% (fiktiv angenommen)

Damit der Vorteil des Honorartarifes sichtbar wird, berechne ich eine Variante ohne Kosten und einmal mit Abschlusskosten.

Die Abschlussprovision beträgt 2.700 Euro und wird die ersten 5 Jahre mit den Einzahlungen verrechnet. Bei einem Beitrag von 300 Euro beträgt die Beitragsminderung 45 Euro (2.700/60) monatlich oder 540 Euro (45×12) jährlich. Deshalb legt der Versicherer anstatt 300 Euro nur 255 Euro an und es ergeben sich folgende Wert:

  • Vertragswert provisionsfrei nach einem Jahr: 3.716 Euro (300*12*6%Rendite).
  • Vertragswert Provisionstarif nach einem Jahr: 3.158 Euro (255*12*6%Rendite).

Bereits nach dem ersten Vertragsjahr beträgt der finanzielle Vorteil des Honorartarifs 558 Euro.

In 30 Jahren Laufzeit wird sich der Nachteil auf 13.487 Euro potenzieren.

Ein Vertrag ohne Abschlussprovision bringt einen fünfstelligen Vertragsvorteil

Selbst wenn der Honorartarif die gleiche Gebühr wie der Provisionstarif (2.700 Euro) kostet, beträgt der Vorteil immer noch 10.787Euro. Das bedeutet, dass Sie eine höhere Auszahlung zum Vertragsende von 10.787 Euro erhalten.

Welche Kostenvorteile bieten Honorartarife noch?

Honorartarife sind häufig Mitarbeiterkonditionen. Deswegen sind auch die anderen Vertragskosten niedriger. Die Abschlussprovision ist eine von vier Kostenarten in Lebens- und Rentenversicherungen. Die anderen Kostenarten (Verwaltungskosten, Kosten auf den Vertragswert /Volumenkosten und Stückkosten) sind ebenfalls geringer.

Kostenvorteil durch verringerte Verwaltungskosten

Die Verwaltungskosten berechnen sich pro gezahlten Beitrag und sind abhängig vom Versicherer und Produkt. In der Regel sehen wir Kostengrößen zwischen 2% und 14% pro Beitrag. Auch hier lässt sich ein zusätzlicher Gewinn der Honorartarife berechnen. Dazu folgendes Beispiel:

  • Beitrag: 300 Euro pro Monat.
  • Verwaltungskostenquote: 4% pro gezahlten Beitrag (in den AVB zu finden).
  • Verwaltungskosten in Euro: 12 Euro (300*0,04)
  • Wertzuwachs: 6% (fiktiv angenommen)
  • Vertragswert nach 30 Jahren ohne Verwaltungskosten: 293.777 Euro.
  • Vertragswert nach 30 Jahren und 4% Verwaltungskosten: 282.026 Euro.

Der höhere Gewinn durch niedrigere Kosten beträgt 11.751 Euro.

Kostenvorteil durch verringerte Volumenkosten

Als Volumenkosten werden Vertragskosten bezeichnet, die der Versicherer vom angesparten Vertragswert (=Volumen) berechnet. Häufig liegen die Kostenquoten bei 0,3% bis 5% vom Vertragswert. Diese Kostengröße erscheint immer niedrig und hat es doch in sich.

  • Beitrag: 300 Euro pro Monat.
  • Volumenkosten: 0,9% pro Jahr (in den AVB zu finden).
  • Wertzuwachs: 6% (fiktiv angenommen)

Im ersten Jahr berechnet der Versicherer 18 Euro Kosten vom Vertragswert (300*12*6%Rendite*0,9%Kosten). Im zweiten Jahr werden 52 Euro und z.B. im 25. Vertragsjahr 1.544 Euro berechnet. In 30 Jahren fallen bei 0,9% Kosten 25.499 Euro Vertragskosten an. Wenn die Volumenkosten halbiert werden, fallen nur noch 13.501 Euro an. Der Kostengewinn beträgt 11.998 Euro

Kostenvorteil durch verringerte Stückkosten

Die Stückkosten werden pro Vertrag als Eurowert berechnet. Häufig betragen die Stückkosten zwischen 12 Euro und 144 Euro pro Vertrag pro Jahr. Gerade bei geringen Monatsbeiträgen ist diese Kostennote hoch. Die Stückkosten sind der Hauptgrund, warum sich Lebens- und Rentenversicherung mit kleinen Beiträgen bei manchen Versicherern nicht lohnen. Wer 25 Euro im Monat für die Enkel sparen will und 60 Euro Stückkosten pro Jahr im Vertrag vereinbart hat, hat im Vertrag eine Kostenbelastung von 20% auf den Beitrag. Katastrophe. Aus diesem Bereich ist ein vierstelliger Kostengewinn nach 30 Jahren Laufzeit zu erzeugen.

Wie hoch ist der Vorteil durch den Abschluss von Honorartarifen bei Lebens- und Rentenversicherungen?

Insgesamt ist die Ablaufleistung/ Auszahlung aus einem Honorartarif um einen fünfstelligen Betrag höher als bei einem Provisionstarif. Jeder höher der Beitrag und je länger die Laufzeit ist, desto besser wird das Ergebnis. Nehmen wir das Beispiel aus diesem Artikel, liegt der Vorteil bei 42.236 Euro Vorteil.

Dadurch, dass alle anderen Vertragsumstände (Laufzeit, Beitrag, angenommener Wertzuwachs, Fondsauswahl etc.) identisch bleiben, ist die höhere Ablaufleistung durch eine Reduzierung der Kosten garantiert.

Grundsätzlich gilt, dass jeder Vertrag individuell geprüft werden sollte. Solche Rechnungen bleiben Fiktion, wenn Sie Ihren Vertrag nicht auf den Prüfstand stellen. Gerne helfen wir dabei.

Kann ich die Vertragskosten auch selbst prüfen und berechnen?

Es gibt drei Schwierigkeiten bei der Prüfung von Versicherungsverträgen. Wer diese Umstände lösen kann, kann auch selbst Vertragskosten identifizieren und prüfen.

  1. Wo finde ich die Vertragskosten?

Die Vertragskosten müssen irgendwo im Vertrag stehen. Häufig ist das Produktinformationsblatt wichtig. Dort stehen die Kosten und können abgelesen werden. Manche Versicherer verstecken die Klauseln hinter komplizierten Formeln. Vermutlich sind solche Formulierungen beabsichtigt.

  1. Wie prognostiziere ich die Kosten über die Laufzeit?

Dazu können Tools aus dem Internet dienen. Mathematische Kenntnisse sind wichtig, weil Kosten fast ausschließlich prozentual dargestellt und mit Zinseszinseffekt berechnet werden.

  1. Wie vergleiche ich Tarife und Produkte?

Eigentlich ist diese Tätigkeit nicht ohne Hilfe Dritter in einem angemessenen Zeitraum zu schaffen. Produktratings geben keine echte Auskunft, welcher Versicherer gute oder geringe Vertragskosten hat. Das Vergleichen von Tarifen und Produkten ist unser Kernthema und wir haben jetzt fast 6 Jahre an diesem Bereich gearbeitet. Insgesamt wird es einfacher sein, einen fundierten Berater zu nutzen.

Zweitmeinung zu bestehenden Lebens- und Rentenversicherungen

Wir prüfen kostenfrei bestehende Verträge und erstellen unverbindliche eine Zweitmeinung zum Vertrag oder zu den Verträgen. Dazu brauchen wir zwei Wertstandsmitteilungen von zwei aufeinanderfolgenden Jahren und eine Erlaubnis, mit Ihrem Versicherer Kostendetails klären zu können. Nach ca. 10 Tagen steht eine fundierte Einschätzung zu Ihrem Vertrag und wir geben eine Handlungsempfehlung ab, was die nächsten Schritte sein können. Mailen Sie uns gerne dazu an.