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Best Practice: Lebensversicherungen in Europa

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
22. Februar 2024

Die Versicherungsbranche ist ein bedeutender Wirtschaftszweig. Dafür verantwortlich sind die Höhe der Beitragseinnahmen, der Umfang der Investitionen und allen voran ihre Rolle bei der Abdeckung persönlicher und geschäftlicher Risiken. Deutschland als Erfinder der Sozialversicherung steht im europäischen Vergleich nach wie vor gut da. Wir schauen auf die europäischen Lebensversicherungsmärkte und zeigen auf, was wo besonders gut funktioniert, wo es hakt und welche Zukunftsthemen in der Versicherungsbranche wichtig werden.

Überblick über europäische Lebensversicherungsmärkte

Nicht Deutschland (338) als das einwohnerstärkste Land in Europa führt die Liste der meisten Versicherungsgesellschaften an, sondern Frankreich (461). Auf dem dritten Platz liegt Großbritannien mit 273 Anbietern.

Anders sieht es aus bei den Beitragseinnahmen. Nach den Zahlen der Europäischen Versicherungsaufsichtsbehörde EIOPA haben die Versicherer aus Großbritannien die Nase mit 309 Milliarden Euro vorn. Gefolgt von den französischen Versicherungen, die insgesamt fast 263 Milliarden Euro Umsatz im Schnitt einfuhren. Erst auf Platz drei liegt Deutschland mit etwas Abstand und durchschnittlich gut 234 Millionen Euro Umsatz.

Interessant ist, dass 63 Prozent der verdienten Nettobeiträge in Europa in der Sparte Lebensversicherung verdient werden. Deutschland liegt hier etwas unter dem Schnitt bei 59 Prozent. Davor rangieren die Märkte in Italien (78 Prozent), Luxemburg (77 Prozent), Liechtenstein (76 Prozent), Großbritannien (75 Prozent), Irland (72 Prozent) und Dänemark (70 Prozent). Während unsere Nachbarin, die Niederlande mit 20 Prozent weit abgeschlagen liegt. Hier spielen Lebensversicherungen kaum eine Rolle.

Wie steht die deutsche Versicherungsbranche da?

Deutschland ist in Sachen Sozialversicherung Pionier. 1883 wurde die Krankenversicherung als erste Säule der Sozialversicherung im damaligen Kaiserreich eingeführt. Grundsätzlich gilt Deutschland mit seinen vielen, häufig kleineren Versicherungen als Besonderheit.

In den Raum gestellt sei ein möglicher Zusammenhang damit, dass die Verwaltung und Vertrieb deutscher Kompositversicherungen teurer sind als im EU-Vergleich. Während nämlich deutsche Versicherer im Schnitt 8,7 Prozent der verdienten Nettoprämien für die Verwaltung aufwenden, liegt der europäische Schnitt bei nur 5,8 Prozent. Ähnlich sieht es aus bei den Abschluss- und Vertriebskosten, die mit 17,5 Prozent ebenfalls den europäischen Mittelwert von 15,6 Prozent übertreffen. In puncto Schadenregulierung, Kapitalanlage, und sonstige Kosten liegt Deutschland jedoch in der Nähe des Durchschnitts.

Im Vergleich der OECD-Länder geben die Deutschen besonders viel für Gesundheit aus. 2018 betrugen die Gesundheitsausgaben 11,2 Prozent des BIP, bei einem Mittel von 8,8 Prozent des BIP. Mehr gaben im Vergleichszeitraum nur die USA (16,9 Prozent) und die Schweiz (12,2 Prozent) aus. Den Bärenanteil davon mit 84 Prozent tragen die gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen sowie staatliche Programme. Damit ist die Last der deutschen privaten Haushalte niedriger als im OECD-Durchschnitt von 74 Prozent.

Die hohen Gesundheitsaufwendungen in Deutschland machen sich insofern bezahlt, dass der Zugang zum Gesundheitssystem als außerordentlich gut bezeichnet werden kann. Dazu gehört, dass der Anteil der Menschen, die auf medizinische Behandlung verzichtet, im internationalen Vergleich relativ gering ist. In anderen Ländern sieht das ganz anders aus. Hier sorgen Faktoren wie hohe (Eigen)Kosten, lange Wartezeiten oder Transportwege für unterschiedlich gute Zugänge zu Behandlungen.

Mit acht Krankenhausbetten je tausend Einwohner weist Deutschland die höchste Bettendichte innerhalb der EU auf. Und obwohl Medienberichterstattungen es anders vermuten lassen, profitieren wir hierzulande von einer hohen Verfügbarkeit an Gesundheitspersonal. So hatte Deutschland 2017 20 Prozent mehr Ärzte und 50 Prozent mehr Krankenpflegepersonal als der Durchschnitt der OECD-Staaten.

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Europäische Lebensversicherungsmärkte: das Online-Geschäft

Um es bei der wichtigsten Sparte an Zahlen festzumachen: 99 Prozent der Lebensversicherungen werden nach wie vor persönlich oder über Makler, Vermittler und Agenten verkauft. Bei Versicherungen scheint es den Verbrauchern nach wie vor lieber zu sein, ihnen vertraute Ansprechpersonen zu haben und auf der Basis eines vertrauensvolles Verhältnisses ins Geschäft zu kommen.

Was sagen denn die regulatorische Rahmenbedingungen für Online-Abschlüsse von Versicherungen dazu? Folgendes: Grundsätzlich können Versicherungsunternehmen ihre Produkte innerhalb der EU auf zwei Wegen verkaufen: 1. indem sie sich in dem Land niederlassen oder 2. indem sie ihre Dienstleistungen grenzüberschreitend anbieten z. B. online oder über Makler. Verbraucher  können sich im Prinzip auf dem gesamten europäischen Markt nach den besten Versicherungsangeboten umschauen.

In der Praxis ist es so: Der Online-Verkauf fängt gerade erst an. Denn auch die Versicherer verschließen sich nicht vor der Notwendigkeit neuer, digitaler Absatzmärkte. Auch der europäische Online-Versicherungsmarkt wird wachsen. Aktuellen Prognosen zufolge von aktuell rund 101 Milliarden Euro auf um die 144 Milliarden Euro bis 2028. Während der digitale Wandel z. B. in der Finanzbranche schon weiter vorangeschritten ist, stehen der Versicherungsbranche hier noch große Herausforderungen bevor (siehe unten). Aber es gibt schon länderspezifische Erfolge: So steigen in vielen Ländern die online abgeschlossenen Versicherungsverträge. In Dänemark werden mittlerweile zwischen 80 bis 90 Prozent der Verkäufe online abgewickelt.

Best Practices und Lerneffekte

Die anderen Länder zeigen, dass es günstiger geht. Gemessen an den vergleichsweise hohen Verwaltungs- und Vertriebskosten in Deutschland könnte eine Stellschraube sein, kosteneffizienter zu arbeiten. Eine beschleunigte Digitalisierung bei den Versicherern könnte hier hilfreich sein.

Auf europäischer Ebene, also auch da, wo rund 60 Prozent der relevanten Gesetzgebung „gemacht“ wird, wird die Zukunft Europas eng mit dem Klimaschutz verbunden. Die Versicherungsbranche mit ihrer Schlüsselrolle als Risikoträgerin und langfristige Investorin wird hier in die Pflicht genommen, um wichtige Transformationsprozesse zu gestalten. Hier wird es verstärkt darum gehen, z. B. bei Neuanlagen die sogenannten ESG-Kriterien, also wirtschaftliche, soziale und ökologische Fragen zu berücksichtigen und in faire sowie nachhaltige (z. B. nicht fossile) Projekte zu investieren. Es wird auch darum gehen, die Grundlage dafür zu schaffen, Versicherte durch Beratung und entsprechende Angebote möglichst umfassend gegen Klimafolgeschäden abzusichern. Sogenannte Katastrophenversicherungen bieten Menschen und Unternehmen dann eine Absicherung für den schnellen Wiederaufbau nach verheerenden Klimaereignissen.

Zukünftige Entwicklungen und Trends für europäische Lebensversicherungsmärkte

Klimaschutz – auch unterstützt durch die Versicherungsbranche – ist gerade in Europa ein im wahrsten Sinne brennendes Thema. Denn Europa ist der Kontinent, der sich am schnellsten erwärmt. Fakt ist: In den letzten vier Jahrzehnten verlief die Erwärmung hier doppelt so schnell wie im globalen Durchschnitt. Die zunehmend kostspieligeren Auswirkungen des Klimawandels werden immer sichtbarer und auch im Geldbeutel spürbarer. Versicherer können hier ihre Expertise insofern anwenden und ausspielen, indem sie ihre Daten (Big Data), ihr Fachwissen und ihre Fähigkeit zur Risikobewertung einsetzen, um den Verbrauchern Anreize zu geben, versicherte Risiken zu mindern. Vorstellbar wären beispielsweise risikobasierte Preis- und Vertragsgestaltungen und Rabatte für nachhaltiges Verhalten.

Neben der nachhaltigen Entwicklung als globales Leitprinzip gibt es weitere Themen, die den Versicherungssektor zukünftig umtreiben wird. Dazu gehören – natürlich – die Digitalisierung mit dem Einsatz von KI sowie die Finanzmarktregulierung, aber auch Cyberrisiken. Cyberkriminalität stieg zuletzt auf ein hohes Niveau und dürfte weiter zunehmen. Versicherungen erheben viele sensible Daten. Cyber-Vorfälle bergen ein erhebliches Gefahrenpotential.

Um den Einsatz von künstlicher Intelligenz zu regeln und ethische Standards, Transparenz sowie Offenlegungspflicht sicherzustellen, treibt die EU die Entwicklung des weltweit ersten Regulierungsrahmens für Künstliche Intelligenz voran. Die Prinzipien lauten Fairness, Vertrauen und Nachhaltigkeit und sollen die Basis dafür sein, dass alle von den Vorteilen der Digitalisierung gleichermaßen profitieren.

Europäische Lebensversicherungsmärkte: Deutschland ist ganz oben dabei

Auch wenn es vielen Menschen nicht bewusst ist, im europäischen Vergleich schneidet das deutsche Gesundheitssystem sehr gut ab und die Versicherungsbranche mit dem dualen System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung bietet einen außerordentlich guten Zugang zu medizinischer Versorgung. Mit regionalen Unterschieden (Stadt – Land) und mit Verbesserungsbedarf, beispielsweise bei der Kosteneffizienz. Der Online-Markt und der grenzüberschreitende Markt stecken noch in den Kinderschuhen, könnten aber in Zukunft für mehr Wettbewerb und günstigere Tarife sorgen. Die voranschreitende Digitalisierung kann hier helfen, wenn sie es schafft, den persönlichen Kontakt zum Vermittler mit einem vergleichbaren virtuellen Kundenerlebnis zu ersetzen bzw. ergänzen.

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