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Werden Provisionen für Lebensversicherungen zukünftig gedeckelt?

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
5. August 2019

Aktuell setzt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, kurz BaFin, die politischen Entscheider unter Druck, die Provisionen für Vermittler von Lebensversicherungen zu deckeln. Der Ausgangspunkt ist der, dass die Maßnahmen des in 2014 unter anderem zu diesem Zweck in Kraft getretenen Lebensversicherungsreformgesetz die Vermittlungskosten nicht so stark wie erwartet senken konnten. Wie die gesamte Branche leiden Lebensversicherer seit Jahren unter den Niedrigzinsen, die sowohl deren Kapitalerträge als auch die Verzinsung der Kunden kontinuierlich reduzieren. Aus diesem Grund fallen die Kosten der Versicherer, darunter die Provisionen, immer stärker ins Gewicht und werden nun Ziel von Verbraucherschützern. Wir klären auf, was sich im nächsten Jahr für den Abschluss von Lebensversicherungen ändern könnte.

Anlass für den Vorstoß der BaFin ist die anstehende Revision des Lebensversicherungsreformgesetzes. Die Reform sollte die immer unrentableren Lebensversicherungen, die den Versicherten eigentlich als sichere Altersvorsorge dienen sollten, wieder attraktiver gestalten. Dazu gehörte auch, dass die Beitragsanteile, die für Verwaltung, Abschluss etc. vom Versicherer bzw. Vermittler einbehalten werden, angesichts der schmaleren Rendite auch sinken würden. Nach der Einführung des Gesetzes ist dies tatsächlich nur in geringem Umfang geschehen, sodass die BaFin nun im Sinne der Verbraucher strengere Auflagen, geringere Provisionen und entsprechend höhere Versicherungssummen für die Versicherten fordert.

Was die BaFin verlangt?

Die BaFin sieht ganz allgemein einen Verbesserungsbedarf bei der Kostentransparenz. Bisher bieten die wenigsten Lebensversicherer ihren Kunden detaillierte Einblicke über Kosten, die im Rahmen eines Abschlusses einer Lebensversicherung anfallen. Geschweige denn, dass der Kunde auf Basis einer Kostenaufstellung verschiedene Angebote miteinander vergleichen könne. Der Weg geht somit weiterhin überwiegend über Vermittler. Hier hat es sich die BaFin zum Ziel gesetzt, „Fehlanreize zu vermeiden“. Demnach sollen Versicherer ihren Vermittlern bzw. Vertrieben keine finanziellen Anreize mehr bieten dürfen, bestimmte Produkte zu empfehlen, wenn andere eindeutig besser für den Kunden geeignet sind.

Ganz konkret schlägt die Bafin einen Provisionsdeckel mit einer Grundprovision von 2,5 Prozent vor. Werden zudem bestimmte Qualitätskriterien erfüllt, kann die Provision bis zu vier Prozent betragen. Zum Vergleich: Im Durchschnitt berechnen Versicherer derzeit beim Abschluss des Vertrages eine Provision zwischen 2,5 und 3,5 Prozent zuzüglich einer regelmäßigen Bestandsprovision von durchschnittlich 1,5 Prozent, die an die Vermittler geht. Die Werte schwanken allerdings erheblich und ein Vergleich der Anbieter oder eine unabhängige Beratung lohnen sich.

Was bedeutet die Begrenzung der Provisionen für Lebensversicherungen für alle Beteiligten?

Weil für die Inhaber von Lebensversicherungen vor allem am Anfang ein Teil der Abschlusskosten wegfallen würde, ist davon auszugehen, dass sich die Rendite insgesamt spürbar erhöhen wird. Auch für die Lebensversicherer ist eine Deckelung der Provisionen, die sie an ihre Vertriebspartner bezahlen, eigentlich nur positiv. Der einfache Grund ist, dass sie auch weniger ausschütten müssen und ihnen mehr am Verkauf einer Lebensversicherung bleibt.

Kritischer hingegen sieht eine Deckelung der Provisionen für Lebensversicherungen der Kreis der Versicherungsmakler und -vermittler. Sie würden bei einem Abschluss tatsächlich weniger verdienen. So regt sich auf Seiten der Versicherungskaufleute, genauer vom Deutschen Verband der Versicherungskaufleute großer Widerstand. Sie halten ein Vergütungsmodell, das von der BaFin diktiert wird, für einen „unverhältnismäßigen, ordnungspolitischen Eingriff“, der „verfassungsrechtlich darüber hinaus äußerst zweifelhaft ist“. Sie vermuten auch, dass der Provisionsdeckel den Versicherungsunternehmen nur zugutekommt, da sie nun einseitig Kosten einsparen könnten, die einzig zulasten der Vermittler gehen.

Die Bundesregierung beharrt in ersten Stellungnahmen darauf, dass die Erfolge nach dem Lebensversicherungsreformgesetz zu wünschen übriglassen und sie insgesamt mit der fehlenden Transparenz und Möglichkeit der Vergleichbarkeit unzufrieden sind. Sie kündigt Details zum weiteren Vorgehen für 2019 an.

Manche Kritiker gehen über einen Provisionsdeckel hinaus und fordern sogar ein Provisionsverbot. Die Abhängigkeit von einzelnen Vermittlern zu einem oder mehreren Versicherungsunternehmen muss den Kunden klar sein. Wer eine unabhängige Beratung sucht, sollte sich an Versicherungsmakler oder -berater wie LVoptimal.de wenden, die nachweislich unabhängig und auf Honorarbasis arbeiten. Dieses kann zum Beispiel erfolgsabhängig oder auf Stundenbasis berechnet werden.

Fazit

Von ganz oben sollen Lebensversicherer nach dem Willen der BaFin gezwungen werden, die Provisionen für Vertriebler zu beschränken. Das würde bedeuten, dass Lebensversicherungen günstiger werden können und somit wieder mehr für die Kunden am Ende herauskommt. Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen und der Abwärtsspirale der Verzinsung könnte die Lebensversicherung als attraktive Altersvorsorge wieder attraktiv werden. Zunächst ist der Gesetzgeber gefragt, entsprechende Vorgaben zu schaffen, andernfalls will die BaFin als Aufsichtsbehörde mit strengeren Auflagen und der Vermeidung von Fehlanreizen durch die Versicherer Tatsachen schaffen. Ihr Vorschlag für eine Grundprovision liegt bei 2,5 Prozent.

In das wohl beliebteste Finanzprodukt der Deutschen kommt 2019 wohl Bewegung. Ob sich die BaFin mit ihrem Vorschlag durchsetzt oder der Gesetzgeber einen anderen Weg findet, ist abzuwarten. Auch bleibt abzuwarten, inwiefern etwaige Kosteneinsparungen wirklich beim Versicherten ankommen und nicht bei den Versicherungsgesellschaften verbleiben.