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Policendarlehen: Wie funktioniert das Beleihen der Lebensversicherung?

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
30. April 2020

Immer wieder treten unvorhergesehene Dinge ein. Und manchmal können diese zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Wer allerdings regelmäßig in eine Lebensversicherung einbezahlt und ein gutes Kapital angespart hat, muss sich in dieser Situation keine Sorgen machen. Denn die Lebensversicherung dient nicht nur zur Altersvorsorge oder als Hinterbliebenenabsicherung. Sie lässt sich auch als Pfand für einen Kredit einsetzen: Das sogenannte Policendarlehen.

Was ist ein Policendarlehen?

Um bei finanziellen Engpässen schnell an Geld zu kommen, denken viele Verbraucher über die Kündigung ihrer Lebensversicherung nach. Dabei gibt es eine bessere Alternative, bei der sie ihre Versicherung behalten können.

Das Policendarlehen ist ein Kredit, der mit der Lebensversicherung verknüpft ist. Somit ist auch die mögliche Darlehenssumme abhängig von dem angesparten Kapital. Versicherungsnehmer können dieses Darlehen über die Lebensversicherungsgesellschaft oder von einem Drittanbieter beziehen. Als Drittanbieter kommen spezialisierte Banken oder auch Vermittler infrage. In jedem Fall ist es ratsam, verschiedene Anbieter zu vergleichen, um ein Angebot mit guten Konditionen zu finden.

Doch nicht jede Lebensversicherung lässt sich beleihen. Beliehen werden können Policen der privaten Rentenversicherung und der kapitalbildenden Lebensversicherung.

  • Die reine Risikolebensversicherung, sowie die Riester- und Rürup-Rente kommen für ein Policendarlehen nicht infrage.

Die Lebensversicherung bleibt bestehen

Ein Vorteil des Policendarlehens ist, dass die Lebensversicherung fortbesteht. Wenn der Kredit planungsgemäß zurückbezahlt wird. Solange die Versicherten die Beiträge weiterbezahlen und ihre Darlehenssumme fristgerecht ablösen, bleibt die Versicherung unverändert bestehen. Und damit auch ihre Ansprüche an die Ablaufleistung.

Allerdings wird die Police als Sicherheit eingesetzt. Das bedeutet, der Kreditgeber erhält den originalen Versicherungsschein als Pfand. Sollten die Kreditnehmer ihr Darlehen nicht zurückbezahlen, kann der Darlehensgeber die offene Forderung aus dem vorhandenen Kapital entnehmen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Kredit von der Versicherungsgesellschaft oder einem Drittanbieter stammt.

  • Hinweis: Verstirbt der Kreditnehmer während der Laufzeit, erhalten die Hinterbliebenen die vereinbarte Todesfallleistung. Doch kürzt die Versicherung die Leistung um den Betrag der offenen Forderung.

Laufzeiten, Konditionen und Rückzahlung

Policendarlehen unterscheiden sich von klassischen Krediten. Denn sie sind im Regelfall endfällig. Das bedeutet, die Kreditnehmer zahlen die gesamte Summe am Ende der Laufzeit zurück. Somit tilgen sie nichts. Allerdings müssen sie während des Zeitraums Zinsen bezahlen. In welcher Höhe ist von den Konditionen und der Darlehenssumme abhängig.

Es gibt einige Anbieter auf dem Markt, die ein Policendarlehen wie eine klassische Ratenfinanzierung anbieten. In diesem Fall erhöht sich der monatliche Beitrag für die Lebensversicherung um den Tilgungs- und Zinsanteil.

Die Zinsen für ein Darlehen der Versicherung werden auf den offenen Betrag berechnet. Manche Anbieter ermöglichen ihren Kunden Sondertilgungen. Dabei handelt es sich um einmalige Zahlungen, die in willkürlicher Höhe stattfinden können. Sie dienen dazu, die Restschuld zu senken.

Sondertilgungen sind sinnvoll, um die Höhe der Zinsen zu reduzieren. Dennoch ist es am günstigsten, das Darlehen so schnell wie möglich zurückzubezahlen. Denn umso länger die Finanzierung dauert, desto teurer wird der Kredit.

Höhe des Policendarlehens

Die Höhe der möglichen Darlehenssumme ist von dem angesparten Kapital abhängig. Im Regelfall können die Versicherten den vorhandenen Rückkaufswert ganz oder teilweise beleihen. Dieser ergibt sich aus den einbezahlten Beiträgen und den erwirtschafteten Zinsen. Die Versicherungsgesellschaft informiert ihre Kunden jährlich mit der Standmitteilung über die Höhe ihres Rückkaufswerts.

Eine Abweichung besteht bei fondsgebundenen Lebensversicherungen. Da die Werte schwanken, können die Versicherten ihren Rückkaufswert nur anteilig beleihen. Meist etwa 60 Prozent des Kapitals.

Wer kann ein Policendarlehen erhalten?

Über ein Darlehen können alle Verbraucher nachdenken, die eine entsprechende Lebens- oder Rentenversicherung besitzen. Allerdings muss ein Mindestkapital vorhanden sein.

Voraussetzungen für ein Policendarlehen:

  • Der Rückkaufswert beträgt 5.000 Euro bei klassischen Lebensversicherungen mit Garantien oder 10.000 Euro bei fondsgebundenen Lebensversicherungen
  • Der Vertrag ist nicht staatlich gefördert, bereits verpfändet oder wird von einem abweichenden Versicherungsnehmer geführt (Direktversicherung)

Zusätzlich können abhängig vom Anbieter weitere Voraussetzungen gelten. So ist es möglich, dass dieser eine Mindestkreditsumme vorsieht. Meist mindestens 2.500 Euro. Verbraucher, die einen Drittanbieter nutzen, können zudem nur Policen deutscher Versicherungsgesellschaften als Pfand einsetzen. Ausnahmen bestehen je nach Anbieter.

Das sind die Vor- und Nachteile des Policendarlehens

Das Beleihen der Lebensversicherung bietet einige Vorteile. Doch gehen mit dieser Finanzierung auch erhebliche Nachteile einher. Daher ist es wichtig, alle Aspekte dieses Kredits individuell zu betrachten.

Vorteile

  • Niedrige Zinsen: Da das vorhandene Kapital als Sicherheit abgetreten wird, bieten einige Anbieter besonders günstige Konditionen.
  • Versicherungsschutz der Lebensversicherung bleibt erhalten: Wird der Vertrag nicht beitragsfrei gestellt, bleibt der bestehende Versicherungsschutz erhalten.
  • Keine Bonitäts- und Schufa-Prüfung: Das Policendarlehen stellt auch für Personen mit einer schlechten Bonität oder einem negativen Schufa-Eintrag eine Finanzierungsmöglichkeit dar.
  • Kein Schufa-Eintrag: Die meisten Anbieter verzichten auf einen Schufa-Eintrag,
  • Keine weiteren Sicherheiten notwendig: Die originale Police und damit die Rückkaufswerte dienen als Sicherheit. Somit sind keine weiteren Sicherheiten für das Policendarlehen notwendig.
  • Vorzeitige Tilgung möglich: Viele Gesellschaften bieten die Möglichkeit, das Darlehen vorzeitig komplett zu tilgen. Auch Sondertilgungen sind bei einigen Anbietern möglich.
  • Keine monatliche Tilgung wie bei einem Ratenkredit notwendig: Das klassische Policendarlehen ist endfällig. Daher ist keine monatliche Tilgung vorgesehen.

Nachteile

  • Darlehenssumme maximal in Höhe des Rückkaufswerts: Die Darlehenssumme kann den vorhandenen Rückkaufswert nicht übersteigen.
  • Teuer bei langfristiger Finanzierung: Ein endfälliges Darlehen ist bei einer langfristigen Finanzierung teuer. Der Ratenkredit mit sinkenden Zinsen stellt die bessere Alternative dar.
  • Zinsen auf die gesamte Kreditsumme: Die Zinsen bemessen sich über die gesamte Laufzeit hinweg an der vollen Kreditsumme. Sie sinken somit nicht.
  • Nicht jede Police lässt sich beleihen: Risiko-, Direktversicherungen und staatlich geförderte Produkte lassen sich nicht beleihen.
  • Möglicherweise Steuernachteile: Bei Altverträgen können Steuernachteile entstehen.

Ist das Beleihen einer Lebensversicherung sinnvoll?

Das Beleihen einer Lebens- oder Rentenversicherung ist eine von vielen Möglichkeiten, bei finanziellen Engpässen schnell und unbürokratisch an Geld zu kommen. Doch bevor Verbraucher ihre Lebensversicherung beleihen, sollten sie prüfen, ob diese Option wirklich zu ihrem Bedarf passt. Denn nicht immer ist das Policendarlehen eine sinnvolle Finanzierungsform.

Wann das Policendarlehen sinnvoll ist

Das Beleihen der Lebensversicherung ist ratsam, wenn Verbraucher kurzfristig Geld benötigen und keine monatlichen Raten tilgen können. Wer beispielsweise davon ausgeht, in der nächsten Zeit Geld zu erhalten, kann von einem Policendarlehen profitieren. Stiftung Warntest empfiehlt das Darlehen bei einer kurzen Laufzeit.

Das Beleihen der Lebensversicherung kann auch sinnvoll sein, wenn Verbraucher wegen ihrer Bonität keinen Kredit erhalten. Da der Rückkaufswert als Sicherheit gilt, können auch Verbraucher mit geringer Kreditwürdigkeit das Darlehen nutzen.

Wann ein Ratenkredit ratsamer ist

Das Policendarlehen bietet nur wenig Flexibilität. So ist die Darlehenssumme beispielsweise auf den Rückkaufswert begrenzt. Wer eine höhere Summe benötigt, hat über das Policendarlehen keine Möglichkeit diese zu erhalten. Auch bietet nicht jede Gesellschaft die Option, die Finanzierung als Ratenkredit zu tilgen. Bei einem endfälligen Darlehen zahlen die Kreditnehmer über die gesamte Laufzeit hinweg Zinsen auf die volle Summe. Bei einem Ratenkredit hingegen reduziert sich die Forderung durch die monatlichen Tilgungen. Dadurch sinken auch die Zinsen. Somit ist der Ratenkredit, vor allem bei einer längeren Laufzeit, günstiger.

-Rückkaufswert als Finanzierungssumme ausreichend-Schlechte Bonität oder negativer Schufa-Eintrag-Monatliche Tilgung nicht möglich-Einnahmen in näherer Zukunft absehbar-Hohe Finanzierungssumme notwendig (höher als Rückkaufswert)-Lange Laufzeit-Monatliche Tilgung möglich-Günstige und flexible Finanzierungsform gewünscht
Policendarlehen ist sinnvollRatenkredit ist sinnvoll

Das gilt es beim Beleihen einer Lebensversicherung zu beachten

Wer sich für ein Policendarlehen entschieden hat, sollte vor der Beantragung einige Aspekte berücksichtigen:

Tilgungsmöglichkeiten prüfen

Das endfällige Darlehen bietet den Vorteil, dass zunächst keine Tilgung nötig ist. Vor allem bei finanziellen Engpässen kann das eine Entlastung sein. Doch im Endeffekt ist der endfällige Kredit stets teurer. Gerade bei einer langen Laufzeit ist die monatliche Tilgung immer preiswerter, wie dieses Beispiel zeigt:

  • Bei einer Kreditsumme von 10.000 Euro und einem Zinssatz von vier Prozent werden auf das Jahr 400 Euro Zinsen fällig. Bei einer Laufzeit von drei Jahren entspricht das bei einem endfälligen Darlehen Kosten in Höhe von 1.200 Euro.
  • Würde der Versicherte eine monatliche Tilgung wählen, sinkt die Darlehenssumme und damit auch die Zinslast. Bei einer Tilgung von 295 Euro im Monat, beträgt die Gesamtsumme der Zinsen in drei Jahren 628 Euro.

Kurze Laufzeit wählen

Umso länger die Laufzeit, desto teurer der Kredit. Diese Regel gilt für jede Finanzierung, so auch für das Policendarlehen. Wenn möglich sollten Verbraucher daher eine kurze Laufzeit wählen. Doch nur, wenn es ihre finanzielle Situation erlaubt. Denn umso kürzer die Laufzeit ist, desto schneller müssen sie auch die Kreditsumme zurückbezahlen. Oder höhere Raten tilgen.

Angebote von Drittanbietern und Ratenkrediten vergleichen

Bevor eine Lebensversicherung beliehen wird, sollten Alternativen geprüft werden. Dazu gehören Angebote von Drittanbietern wie auch von Ratenkrediten. Vor allem Ratendarlehen sind meist günstiger und es gibt mehr Anbieter auf dem Markt.  

Bei kurzfristiger Geldnot kann auch ein Dispokredit oder ein Rahmenkredit eine Alternative sein.

FAQ: Häufig gestellte Fragen

Wie läuft das Beleihen einer Lebensversicherung ab?

Zunächst fordern die Versicherten schriftlich oder telefonisch ein Angebot bei ihrer Lebensversicherung an. Auch unsere Experten von LVoptimal sind dabei gerne behilflich. Gemeinsam mit unseren Kunden prüfen wir auch mögliche Alternativen. Stellt sich das Policendarlehen als sinnvollste Option heraus, muss bei der Versicherungsgesellschaft ein Antrag gestellt werden.

Wer ein Policendarlehen beantragt, muss verschiedene Unterlagen bei der Gesellschaft einreichen. Dazu gehören der originale Versicherungsschein und die unterschriebene Abtretungserklärung der Ansprüche. Außerdem eine Kopie des Personalausweises. Die Gesellschaft schickt dem Versicherten außerdem einen Antrag zu, der Informationen zum Darlehen, eine Datenschutzerklärung und eine Standmitteilung erhält. Wer einen Online-Antrag einreicht, muss sich zudem legitimieren. Das funktioniert über die Webcam beziehungsweise die Handykamera oder über das Postident-Verfahren. Sobald alle Unterlagen vorliegen, erfolgt die Auszahlung des Darlehens. Wenn eine monatliche Tilgung gewählt wurde, wird die erste Rate meist im Folgenden oder übernächsten Monat eingezogen.

Was passiert, wenn das Policendarlehen nicht zurückbezahlt werden kann?

Da die Lebensversicherung als Sicherheit hinterlegt wurde, kann der Kreditgeber das vorhandene Kapital nutzen, um seine offenen Forderungen zu begleichen. Allerdings gibt es Alternativen für Verbraucher, wenn sie die Schlussrate nicht aufbringen können:

  • Laufzeit verlängern: Die meisten Anbieter bieten die Möglichkeit, die Laufzeit des Policendarlehens zu verlängern. Dies sollte frühzeitig beantragt werden. Außerdem ist zu beachten, dass dadurch auch die Zinslast steigt.
  • Versicherung verkaufen: Versicherungsnehmer können ihre Lebensversicherung kündigen, um das Darlehen abzubezahlen. In diesem Fall behält die Gesellschaft den Rückkaufswert ein. Oder sie verkaufen die Lebensversicherung an einen Drittanbieter, um möglichst einen höheren Gewinn zu erzielen. Dennoch müssen sie damit die offene Forderung begleichen.
  • Umfinanzierung: Eine weitere Option ist die Umfinanzierung. Dabei schließen die Versicherten einen neuen Kredit ab, um mit der Darlehenssumme die offene Forderung aus dem Policendarlehen zu decken.