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Ab 2019 mehr Rendite aus der Lebensversicherung

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
9. August 2019

Der Ruf der Lebensversicherung hat in der letzten Zeit stark gelitten, da die Renditeaussichten deutlich schlechter als noch vor 10 oder 15 Jahren waren. Doch eine durchgreifende Gesetzesänderung sorgt nun für Erleichterung. Fortan müssen die deutschen Lebensversicherer weniger liquide Mittel für Krisen wie die aktuell anhaltende Niedrigzinsphase zurücklegen. Ein Erlass zur Neuberechnung dieser sogenannten Zinszusatzreserve schafft Erleichterung – nicht nur für die Versicherer, sondern auch für die Versicherten, die nun wieder auf üppigere Überschussbeteiligungen hoffen können. Wir zeigen, was sich ändert und wie Sie als Inhaber einer Lebensversicherung bald davon profitieren werden.

Was steckt hinter dem Renditeaufschwung?

Als Reaktion auf den anhaltenden Niedrigzins wurden die deutschen Lebensversicherer seit 2011 dazu verpflichtet, eine Zinszusatzreserve anzulegen. Es wird also Geld zurückgelegt, um die langfristigen Garantien aus früheren Jahren für die Versicherten erfüllen zu können. Die Reserve bemisst sich am allgemeinen Zinsniveau, das sich kontinuierlich und rapide nach unten bewegte. Entsprechend schwollen die Beträge an. Betrug die Zinszusatzreserve 2011 noch 1,5 Milliarden Euro, wuchs die Summe 2017 auf etwa 15 Milliarden an, was dem gesamten Eigenkapital der Branche entspricht.

Zinszusatzzahlenreserve

Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Werte gerundet

Neue Berechnungsmethode

Wegen des Zinsverfalls mussten die Versicherungsunternehmen ihre Deckungsrückstellungen laufend erhöhen, indem sie mehr Mittel in die Zinszusatzreserve einstellten. Unter anderem wurden dafür zunehmend langfristige Kapitalanlagen vorzeitig verkauft. Obwohl sich der Kapitalmarktzins seit Ende 2016 wieder erholt und langsam steigt, erhöht sich die Zinszusatzreserve aufgrund der Berechnungsformel weiterhin. Experten gehen davon aus, dass 2018 und 2019 vermutlich jeweils 20 Milliarden Euro in die Reserve eingestellt werden müssen.

Dass die bisherige Berechnungsformel nachjustiert werden muss, hat auch der Gesetzgeber erkannt und am 10. Oktober 2018 eine Verordnung, die Dritte Verordnung zur Änderung von Verordnungen nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz, mit einer veränderten Rechenformel erlassen, die den Lebensversicherern Ersparnisse in Höhe von rund zwei Dritteln beschert. Man rechnet jetzt nur noch mit einem zusätzlichen Bedarf zwischen fünf und maximal acht Milliarden Euro für dieses Jahr. Die neue Berechnungsmethode der Zinszusatzreserve gilt bereits seit dem 23. Oktober 2018. Für Geschäftsjahre, die vor 2018 begonnen haben, ist ein letztes Mal die alte Berechnungsmethode anzuwenden.

Exkurs Zinszusatzreserve

Unter dem Begriff Zinszusatzreserve versteht man in der Lebensversicherung einen Teil der Deckungsrückstellung, der für künftige Garantiezinsverpflichtungen in Niedrigzinszeiten zurückgestellt wird.

Hohe Garantiezinsverpflichtungen aus der Vergangenheit in Kombination mit dem aktuellen Minizins stellen insbesondere Lebensversicherungsunternehmen vor eine große unternehmerische Herausforderung. Die Zinszusatzreserve ermöglicht es, schrittweise Rückstellungen für Garantiezusagen der Zukunft aufzubauen. Doch schon vor Einführung der Zinszusatzreserve mussten die Lebensversicherer phasenweise zusätzliches Kapital aufbauen, sobald die Kapitalerträge die garantierten Leistungen nicht mehr decken konnten. Seit 2011 jedoch gilt ein einheitliches Berechnungsverfahren für alle Lebensversicherer und aktuell seit November 2018 eine angepasste Berechnungsgrundlage.

Was bedeutet es für Inhaber von Lebensversicherungen?

Dass die Lebensversicherer durch die neue Berechnungsmethode deutlich entlastet werden, spüren bald auch die Versicherten. Abhängig von den höher zu erwartenden Kapitalerträgen fällt entsprechend auch die Überschussbeteiligung höher aus, die meist im Dezember für das kommende Jahr ausgewiesen wird. Hinzu kommen unverbindliche Zusagen für Überschussbeteiligungen, die auch entsprechend höher ausfallen dürften.

Fazit

Dank einer Neuberechnung der staatlich verordneten Zinszusatzreserve müssen die Lebensversicherer in Deutschland zukünftig in deutlich geringerem Umfang Rücklagen zur Absicherung der teilweise sehr hohen Garantieverpflichtungen aus der Vergangenheit bilden. Dies konsolidiert die Lebensversicherer und lässt auch die Versicherten in Form höherer Überschussbeteiligungen daran teilhaben.