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Investieren wie die Schweden

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
2. August 2019

In Deutschland führt die demografische Entwicklung zu einer Veralterung der Bevölkerung. Deshalb hat der Staat die kapitalgedeckte Altersvorsorge, bekannt als Riester-Rente, eingeführt. Der schwedische Staat stand 1998 vor einem ähnlichen Problem und haben deshalb die Prämien-Rente eingeführt. Ein Vergleich beider Systeme zeigt die Schwächen der deutschen Riester-Rente. Denn im direkten Vergleich ist das schwedische Modell der Altersvorsorge besser.

Ist die Riester-Rente zu teuer?

Arbeitnehmer und andere Berechtigte können 4 % Ihres Gehaltes in eine Riester-Rente abführen und erhalten dadurch eine Zulage und einen Steuervorteil. Ziel ist es, durch kapitalgedeckte Altersvorsorge Altersarmut entgegenzuwirken. Allerdings wurde die vertragliche Gestaltung den Anbietern (Versicherer, Banken, Bausparkassen) überlassen und somit lohnen viele Riester-Verträge, aufgrund hoher Kosten für Garantien und Verwaltung, sowie Provisionen, nicht. Außerdem werden häufig hochpreisige Fonds angeboten, welche die Verträge für die Sparer mit zusätzlichen Kosten belasten. Der Stern schrieb dazu im Jahr 2018:

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Dabei ist die Riester-Rente nicht tot, sondern nur zu teuer. Grund genug erst einmal zu unseren Nachbarn nach Schweden zu schauen. Denn auch in Deutschland gibt es Riester-Verträge, die ähnlich der schwedischen Schwester funktionieren.

Die schwedische Prämien-Rente

Die Prämien-Rente ist in Schweden Pflicht und der Beitrag liegt bei 2,5% des Einkommens, hierbei kann ein Investmentpaket aus 800 Fonds geschnürt werden. Doch das ist gar nicht notwendig, denn wer sich nicht mit dem Thema beschäftigen will, wählt einfach den staatlichen AP7 Safa – Fonds. Der Fonds mischt Aktien- und Rentenfonds individuell nach Alter des Versicherten. Jüngere Kunden erhalten mehr Aktienanteile, ältere Kunden mehr Rentenanteile. Im Laufe der Zeit verschiebt sich der Anteil immer weiter in sichere Rentenfonds, um das Kapital für das Alter zu sichern. Knapp 30 Mitarbeiter verwalten den Fonds mit ca. 44 Mrd. Euro Vermögen. Die Verwaltungskosten liegen gerade mal bei 0,1 %. Diesen Kostenwert erhalten Sie in Deutschland, wenn überhaupt, meistens nur mit ETF-Fonds. Leider bieten viele Versicherer keine ETF-Lösungen an. Beispiel Vertragskosten aus einem DWS-Riester-Vertrag:

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Die Vertragskosten (siehe innere Markierung) dieses Riester-Vertrages beträgt somit 10,68 % im Verhältnis zu dem eingezahlten Jahresbeitrag. Zur Erinnerung: Die Schweden-Rente hat 0,1 % Verwaltungskosten kosten pro Jahr. Das DWS Produkt berechnet 0,64% Verwaltungskosten pro Jahr. Immerhin der sechsfache Wert.

Geldanlage und Kosten

Wer Geld investiert muss die Kosten prüfen. Das Thema ist gar nicht so kompliziert wie es scheint, denn jedes Produkt (Riester-Rente, Basis- oder Rürup-Rente, Direktversicherung, Rentenversicherung, etc.) muss seit 2009 die Kosten ausweisen.
Während der AP7 Safa Fonds keine Abschluss- und Vertriebskosten hat, berechnet ein Riestervertrag ca. 0,5 bis 2,5 % Provision der eingezahlten Beiträge. Die Vertragsverwaltung in Schweden ist kostenfrei. In Deutschland brauchen die Versicherer für Service und Verwaltung ca. 2,92 bis 3,42 % im Durchschnitt. In Schweden betragen die laufenden Kosten der Fonds ca. 0,12 – 0,15 % pro Jahr. Die Fonds-Angebote in Deutschland weisen häufig Fondskosten von 0,5 bis 2 % pro Jahr aus. Hinweis: Langsam kommen auch ETF-Anbieter dazu und bieten günstige Fonds an. Diese sind dann deutlich günstiger als die normalen Fonds.

Sparschaden durch teure Fonds:

Jeder Fondsmanager versucht besser zu sein als der Markt. Für diese Tätigkeit entstehen Kosten. Diese Kosten werden vom Vertragsvermögen abgezogen. Allerdings entwickeln sich viele Fonds langsamer als der Markt. Kommen dann noch die hohen Kosten in Abzug, entsteht eine Minderrendite.

Beispielrechnung:

  • 175 Euro Beitrag zur Riester-Rente, keine Fondskosten, 30 Jahre Laufzeit: 314,94 Euro.
  • 175 Euro Beitrag zur Riester-Rente, 1,45% Fondskosten, 30 Jahre Laufzeit: 544,72 Euro.

Der Sparschaden beträgt (nur durch die Fondskosten) in diesem fiktiven Beispiel: 26.770,22 Euro.

Warum ist Deutschland so teuer?

Altbundeskanzler Schmidt hat darauf hingewiesen, dass es für Politiker wichtig ist, mindestens in einem Fachbereich kompetent zu sein. Fehlt die Kompetenz, muss Hilfe an anderer Stelle gesucht werden. Die Finanzlobby hat gerne geholfen. Das Ergebnis ist, dass wir ein Altersvorsorgeprodukt (Riester-Rente) haben, welche Millionen von Menschen nutzen und kaum Gewinne bringt. Mittlerweile hat der Staat ca. 30 Mrd. Euro in das Riester-System gepumpt und das Geld versickert bei Banken und Versicherungen. Der schwedische Staat gewährt keine Zulage oder Steuervorteile. Es gibt keine Garantien. Die Prämien-Rente ist eine reine Kapitalanlage, die auf Rendite abzielt. Das Ergebnis ist deutlich:

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Quelle: Focus, 2018

Was bedeutet das für Riester-Sparer?

Sie sollten Ihren Vertrag überprüfen lassen. Seit 2012 entwickelt sich eine neue Generation von Riester-Produkten. Sogenannte Nettotarife ermöglicht riestern zu minimalen Kosten. Wenn Sie Ihren Sparvertrag über eine Bank oder Versicherung abgeschlossen haben, sind die Verträge fast immer unbrauchbar.

Expertentipp:
Sie können Ihren alten Riester-Vertrag samt Guthaben in einen neuen Vertrag transferieren und damit Ihre Vertragskosten massiv senken. Der Bonus aus Steuervorteil und Zulage lohnt sich für Sie. Wenn Sie diese Vorteile mit minimalen Vertragskosten kombinieren, wird der Riester-Vertrag ein Renditebringer. Ausserdem sollten Eheleute immer beide einen Riester-Vertrag haben. Im Todesfall kann so das gesamte Guthaben inklusive aller Vorteile vererbt werden.

Wahrheit oder Pflicht?

In Schweden ist die Prämien-Rente Pflicht und die Pflicht hat zu einem fairen Produkt für die Bürger geführt. Und die Wahrheit ist, dadurch dass die Riester-Rente in Deutschland freiwillig abgeschlossen werden kann, Anreize für Verkäufer geschafft werden mussten. Es geht besser. Nur wenige wissen wie. Dabei helfen wir gerne.