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Lohnen sich Verträge der Skandia Lebensversicherung?

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
18. Mai 2020

Der Lebensversicherer Skandia verwaltet heute 243.000 Fondspolicen und der Kundenbestand gehört seit 2014 zum RunOff-Unternehmen Viridium. Aktiv werden keine Fondspolicen mehr vermittelt und das Unternehmen hat sich aus Deutschland zurückgezogen. Kunden fragen uns häufig, ob sich die Verträge noch lohnen. Grund genug, einen Blick auf Skandia und deren Vertragsbedingungen zu werfen

Warum hat die Skandia das Geschäft in Deutschland eingestellt?

Ende 2012 beschloss die Skandia sich vom deutschen und spanischen Markt zurückzuziehen. Vermutlich war der Grund, dass der deutsche Markt zu kompliziert ist. Versicherungsvertreter sind es gewohnt, bei Abschluss eine Provision zu erhalten und das führt zu einer hohen Kostenbelastung für Versicherer. Vermutlich war die Unternehmensmutter nicht mehr gewillt, nach den Spielregeln des hiesigen Marktes zu agieren.

Warum sind die Skandia-Policen im Run-Off bei Viridium?

Versicherer vertreiben Versicherungspolicen, um damit als Unternehmen Erträge zu generieren. Häufig ist die Kostenbelastung so hoch, dass es dem Versicherer nicht mehr möglich ist, die Verwaltung der Verträge selbst durchzuführen. Oder ein Versicherer zieht sich, aus ähnlichen Gründen, aus dem Geschäftsfeld zurück. Beide Gründe sind Ursache, um Ihre Verträge an Dritte (Viridium) weiterzugeben.

Können langjährige Skandia-Kunden Nachteile haben?

Ja. Denn alte Verträge behalten über die gesamte Laufzeit die gleichen Bedingungen. Das kann gut sein, oder weniger gut. In diesem Fall ist es nicht gut, weil sich die Kapitalanlagebranche zum wohl der Kunden verbessert hat. Heutzutage sind Kosten transparent. Oder auch Fonds bieten neue Möglichkeiten. Es gibt eine starke Begrenzung der Vertriebsprovision und alle Vertragskosten müssen bei Abschluss offengelegt werden. Zeitgleich hat die Transparenz des Internets für eine bessere Vergleichbarkeit gesorgt. Alte Policen lassen sich in der Regel nicht mehr auf neue Bedingungen ändern und deswegen entstehen Nachteile. Das gilt auch für dynamische Beitragserhöhungen. Dynamiken sind rechtlich Neuabschlüsse und führen immer zu einer Abschlussprovision. Heutzutage ist die Abschlussprovision viel geringer als damals.

Worauf sollte ich bei Skandia achten?

Skandia hat Fondspolicen (fondsgebundene Rentenversicherung und fondsgebundene Lebensversicherungen) vertrieben. Deshalb sind die Investitionsgrundlage dieser Verträge Investmentfonds. Aus heutiger Sicht sind primär aktive und damit teure Fonds in den Policen zu finden. Das Fonds Geld kosten ist nicht das Problem. In Kombination mit einem Versicherungsmantel hingegen schon. Wer teure Fonds in einem teuren Versicherungsmantel bespart, macht weniger Gewinne. Teilweise überhaupt keine Gewinne. Besonders gravierend, wenn noch Versicherungsschutz dazu kommt. Regelmäßig sehen wir Skandia Fondspolicen mit Todesfallschutz. In einer Kapitalanlage haben solche Leistungen nichts zu suchen. Indexfonds oder ETF-Fonds sind überhaupt nicht bei Skandia zu finden.

Wie kann ich teure Fonds enttarnen?

Als Privatanleger ist das nicht einfach. Sie müssen wissen, wo Sie suchen müssen und dann erhalten Sie das gewünschte Ergebnis. Sie müssen Ihre Fonds kennen und dann können Sie auswerten. Als Beispiel nehme ich den Templeton Growth Fonds, der gefühlt relativ häufig in den letzten 20 Jahren vermittelt wurde. Die Skandia teilt den gewählten Fonds auf Nachfrage mit. Oder Sie suchen in den Antragsunterlagen danach.

Aktive Fonds werden von Fondsmanagern gemanagt. Ziel ist es, die Benchmark zu schlagen. Als Benchmark wird eine vorbestimmte Messlatte bezeichnet – meist ein Index. Die laufenden Fondskosten werden mit 3,36% von Anlagevolumen über das FFB-Tool angezeigt. Das bedeutet, wer 100.000 Euro im Fonds angespart hat, zahlt jährlich 3.360 Euro Gebühr. Über die Jahre summieren sich die Kosten. Bei 10 Jahren Laufzeit sind bereits 33.600 Euro an Kosten berechnet. Insbesondere dynamisierte Verträge, welche lange Laufzeiten haben, sind teuer. Besondere Aufmerksamkeit sollten bei Ihnen erzeugen, dass der Fonds seine Benchmark nicht schlägt.

Um das Thema besser zu verdeutlichen, analysiere ich einen Vertrag der Skandia: Der hier analysierte Vertrag läuft seit dem 01.12.2004 und ist mit 5% dynamisiert. Betrachte ich nur den Fonds, sind in der Laufzeit bis heute ca. 6.210 Euro Fondskosten entstanden. Die Kosten wären deutlich geringer, wenn Sie stattdessen einen Indexfonds bespart hätten. Und die Rendite wäre auch besser gewesen. Wir haben drei Defizite im Vertrag:

  • Der Fonds ist teuer.
  • Die Performance des Fonds ist schlechter als die Benchmark.
  • Die Skandia an sich berechnet zusätzlich auch noch Kosten.

Wie hoch sind die kosten in der Skandia-Police?

Die Kosten sind bei alten Verträgen nicht klar erkenntlich und müssen errechnet werden. Zusätzlich können Kosten auch schriftlich angefragt werden. Der Versicherer braucht für Antworten sehr lange und diese sind häufig unvollständig. Wer selbst rechnen möchte, kann wie folgt vorgehen: Zuerst wird der Fonds analysiert. Wie lief der Fonds als eigenständige Anlage in einem vergleichbaren Zeitraum? Die Webseite Fondsweb.de berechnet im Analysezeitraum für den Fonds folgende Entwicklung:

  • Einzahlung in den Fonds: 21.821 Euro
  • Laufzeit: 13 Jahre, 2 Monate.
  • Jährliche Fondsrendite: 6,56%
  • Wertzuwachs: 10.930 Euro
  • Gesamtwert der Anlage: 32.751 Euro.

Fonds: Vom 01.12.2004 (Versicherungsbeginn) bis zum 01.03.2018 wurde 189 Monate gespart. Insgesamt wurden 21.821 Euro eingezahlt und der Fonds hat eine Rendite von 6,56% erzielt. Wäre nur der Fonds bespart worden, wäre nach Fondskosten ein Gewinn von 10.930 Euro entstanden.

Skandia: Auf Nachfrage teilte die Skandia mit das der Vertrag zum Stichtag 01.03.2018 einem Wert von exakt 20.390,18 Euro hatte. Der Vertragswert nach 13 Jahren Laufzeit unter den eingezahlten Beiträgen.
Daraus lässt sich folgendes erkennen:

  1. Der Fonds ist teuer, hat aber nach Fondskosten eine ordentliche Performance von 6,56% pro Jahr erzielt.
  2. Die Skandia hat in 189 Monaten Laufzeit aus 21.821 Euro Einzahlungen ein Wert von 20.390 Euro entwickelt.
  3. Folglich sind die Vertragskosten der Skandia-Police höher, als die Performance des Fonds.

Ist das ersichtlich in der jährlichen Wertstandsmitteilung der Skandia?

Nein. Für den hier analysierten Tarif (Skandia FLYMf) wurden die Werte nicht angezeigt. Im Gegenteil. Es werden eher unbrauchbare Daten angezeigt. In diesem Fall wurde immer nur ein Hinweis auf den Todesfallschutz dargestellt:

Bei Sparverträgen sollten nach Möglichkeit auf den Todesfallschutz verzichtet werden. Der Risikoschutz verursacht zusätzlich Kosten. Pro-Tipp: Wer gesund ist, sichert das Leben mir einer Risikolebensversicherung ab. Der Sparvorgang an sich muss kostenschlank bleiben.

Sind die Skandia-Hochrechnung aussagekräftig?

Die Skandia prognostiziert auch häufig, wie der Vertrag ausläuft, wenn bis Vertragsende weiter eingezahlt wird. Solche Zahlen sollten immer geprüft werden.

Die Zahlen sind sehr interessant. Der Vertrag läuft bis zum 01.12.2039. Selbst wenn ich ohne Vertragskosten rechne und jährlich die 5% Dynamik bis zum Schluss einbeziehe (über 500 Euro Monatsbeitrag im letzten Jahr), erhalte ich nur 469.000 Euro Endwert. Die Skandia zeigt neben dem Ende der Beitragszahlung noch einen Ablauf der Versicherung an. Vermutlich sind diese Zahlen nicht bis zum 65. Lebensjahr berechnet, sondern noch mal 15 Jahre später, zum Ende der Gesamtlaufzeit. Die Frage lautet natürlich, warum der Vertrag bis zum 80. Lebensjahr laufen sollte. Insgesamt ist diese Rechnung kritisch zu betrachten und scheint stark geschönt zu sein. Wie ich es auch drehe, bei 9% kann der Vertrag keine 1.210.981 Euro Ablaufwert erreichen. Hier ist etwas ungenau dargestellt. Wobei die Skandia das auch sagt. Quasi ist die Hochrechnung ein hübsches Bild.

Sollte ich mein Skandia-Vertrag überprüfen?

Ja. Es ist wichtig, genau zu prüfen, ob der Vertrag lohnt. Gerade bei Fonds-Investments ist eine lange Laufzeit wichtig. Wenn ein Vertrag 10 Jahre nach Abschluss noch nicht eine ordentliche Rendite aufweist, stimmt etwas nicht. Sie verpassen viel Zeit und vergeuden Ihr Geld mit schlechten Anlagen. Das heißt nicht, dass alle Skandia-Verträge schlecht sein müssen.

Kann ich meinem Skandia-Vertrag kündigen?

Ja. Die Verträge sind jederzeit monatlich kündbar. Bei Basis-Renten führt eine Kündigung zu einer BeitragsfreistellungRiester-Renten können nur quartalsweise gekündigt werden. Die Auszahlung des Rückkaufswertes ist steuerschädlich. Es ist effektiver, dass Guthaben auf einen anderen Versicherer (Alte Leipziger, Bayerische, MyLife – Achtung nur Nettotarife) zu übertragen.
Es kommt regelmäßig vor, dass Versicherer bei einer Vertragskündigung den Rückkaufswert (Auszahlungssumme) zu niedrig berechnen. Deshalb macht es Sinn, den Vertrag professionell abwickeln zu lassen. Das Unternehmen ProLife GmbH wickelt LV-Verträge professionell ab und kann damit häufig Rückkaufswerte erhöhen. Auch bereits gekündigte Verträge können überprüft werden. Die Kündigung darf nicht mehr als drei Jahre zurück liegen und der Vertrag muss zwischen dem 29.07.1994 und bis Ende 2007 abgeschlossen wurden sein. Wir koordinieren für Sie gerne dieses Thema. Die Kosten dafür betragen einmalig 7,5% vom Rückkaufswert.

Welche Kündigungsfristen gibt es bei Lebens- und Rentenversicherungen?

Die fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen der Skandia haben alle eine Mindestlaufzeit. Häufig 12 Monate. Diese Frist ist bei allen Verträgen verstrichen. Darüber hinaus ist eine Kündigung zum Ende der Zahlungsperiode möglich. Wenn Sie die Beiträge jährlich entrichten, dann können Sie jährlich kündigen. Haben Sie einen Kündigungswunsch, stellen Sie bitte erst die Beitragszahlung auf monatlich um. Dann können Sie monatlich kündigen. Hilfsweise sollten Sie immer zum nächst möglichem Termin kündigen.

Kann die Fondspolice der Skandia Lebensversicherung auch verlustfrei beendet werden?
Es gibt drei Arten einen Skandia-Vertrag zu beenden. Jede Variante hat seinen eigenen Reiz. Die professionelle Kündigung und der Widerruf sind sicher zwei sehr gute Wege.

  • Eigenkündigung
  • Professionelle Kündigung
  • Widerruf

Der Widerruf ist eine gute Alternative zur Kündigung und auch die beste Variante der Vertragsbeendigung. Möglich kann der Widerruf bei allen Verträgen mit Beginn zwischen 1995 und 2008. Häufig waren bei diesen Policen die Vertragsbedingungen nachteilig für den Kunden formuliert. Das führt dazu, dass der Vertrag auch heute noch widerrufen werden kann. Ob ein Vertrag tatsächlich widerrufen werden kann, muss geprüft werden. Finden wir nachteilige Klauseln, kann der Widerruf vollzogen werden.

Welche Vorteile bietet ein Vertragswiderruf?

Die hohen Vertragskosten werden dann Ihr Vorteil. Denn diese Kosten muss der Versicherer erstatten. Dazu zählen Abschluss- und Vertriebskosten, Verwaltungskosten, Ratenzahlungszuschläge, Kosten für die Kapitalanlage. Nur die reinen Risikokosten (Kosten, die für Versicherungsschutz berechnet wurden) darf der Versicherer behalten. Die Erstattung muss auch entsprechend verzinst werden. Das ergibt einen satten Vorteil für Sie.

Kann ich eine Skandia-Police beitragsfrei stellen?

Ja. Doch die Kosten laufen, mindestens teilweise, weiter. Denn viele Vertragskosten sind nicht abhängig von einer Beitragszahlung, sondern werden vom Vertragswert berechnet. Wenn ein Vertrag mit laufenden Beiträgen kein Gewinn erwirtschaftet, dann kann es gut sein, dass es ohne laufende Beitragszahlung nicht besser wird.

Was sollten Sie mit Ihrer Skandia-Police machen?

Sie können uns Ihre Verträge mailen. Wir überprüfen gerne Ihre Verträge und empfehlen Ihnen unverbindlich Ihre Möglichkeiten. Die Erstanalyse ist kostenfrei für Sie. Grundsätzlich gilt: Sollten durch unsere Beratung und Arbeit Kosten für Sie entstehen, informieren wir Sie immer vorher und schriftlich darüber.