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Lange LV Laufzeiten: Fluch oder Segen?

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
2. August 2019

Der Markt der Lebensversicherer ist ein ganz besonderer. Kunden binden sich mit dem Abschluss von Lebensversicherungen und Rentenversicherungen jahrzehntelang an Versicherungen und verpflichten sich gleichzeitig zur Zahlung der monatlichen Beiträge. Diese wiederum versprechen Renditen und in der Auszahlphase (monatliche) Geldauszahlungen über die gesamte Laufzeit, die im Falle von Rentenversicherungen insgesamt 50 Jahre und mehr umspannen kann. Niemand kann vorhersagen, wie sich seine persönliche und finanzielle Situation entwickelt. Auch den Versicherern hat sich die aktuelle Niedrigzins-Lage sicherlich nicht angekündigt. Wir klären auf, wovon es abhängt, ob lange Laufzeiten von Lebensversicherungen zum Fluch oder Segen werden können. Außerdem erfahren Sie, wie die Laufzeit Ihrer Lebensversicherung optimal gewählt sein sollte und worauf in diesem Zusammenhang noch zu achten ist.

Die beiden entscheidenden Faktoren einer Lebensversicherung sind die Laufzeit und die Höhe der Versicherungsleistung. Außerdem muss man nach der Art unterscheiden in die reine Risikolebensversicherung und die kombinierte Kapitallebensversicherung. Während die Risikolebensversicherung einen Todesfallschutz bietet, also nur beim Tod des Versicherten ausgezahlt wird und die Hinterbliebenen schützt, steht eine kapitalbildende Lebensversicherung zugleich für eine Alters- und Hinterbliebenenversorgung. Die Versicherungsleistung wird hier entweder beim Eintreten des Todes des Versicherten oder nach Ablauf der vertraglich vereinbarten Laufzeit vollständig ausgezahlt.

Wie lang sollten die Laufzeiten bei Lebensversicherungen gewählt werden?

Grundsätzlich gilt es, die Laufzeit nicht zu knapp zu bemessen. Wählen Sie für sich eine zu kurze Vertragslaufzeit, kann es teuer werden. Wenn Sie sich später erneut versichern wollen, wird der Vertrag in aller Regel teurer, da mit dem höheren Alter das Risiko steigt und anders kalkuliert wird. Zudem ist es einfacher, die Risikolebensversicherung zu kündigen, als die Laufzeit nachträglich zu verlängern. Letzteres bieten auch nicht alle Anbieter an.

Die Laufzeit einer Risikolebensversicherung festlegen

Ein erster Anhaltspunkt für die Festlegung der Laufzeit einer Risikolebensversicherung ist die familiäre Situation. Bei einer Risikolebensversicherung geht es in den meisten Fällen darum, dass die Familie beim Tod des Haupt- oder Alleinverdieners abgesichert ist. Eine Risikolebensversicherung sollte demnach mindestens so lange laufen, bis der Nachwuchs Ausbildung, Studium oder Schule abgeschlossen hat und das erste eigene Geld verdient.

Typischerweise werden Risikolebensversicherungen mit der Familiengründung abgeschlossen und haben eine Laufzeit von 20 oder 25 Jahren. Sind die Kinder schon älter, kann der Vertrag entsprechend kürzer laufen.

Eine Risikolebensversicherung wird weiterhin freiwillig oder aber auf Verlangen der Bank auch bei Immobilienkäufen abgeschlossen, um die Aufnahme von Darlehen abzusichern. So wird garantiert, dass auch im Todesfalls, der Kredit abgezahlt werden kann und die Hinterbliebenen die Immobilie nicht verlieren. Hier ist die Besonderheit, dass die Laufzeit genauso lang bemessen ist wie das Darlehen und die Versicherungssumme analog zum Darlehensbetrag fallend ist.

Die Laufzeit einer Kapitallebensversicherung festlegen

Eine Kapitallebensversicherung braucht eine bestimmte Laufzeit, damit man am Ende ein ausreichendes finanzielles Polster für den Ruhestand aufgebaut hat. Zum einen besteht dies aus den gezahlten Beträgen und zum anderen gegebenenfalls aus dem Garantiezins, laufenden Überschussbeteiligungen sowie einem Schlussüberschuss, den der Versicherer durch Kapitalanlagen etc. erwirtschaftet hat. Zu beachten ist, dass die Versicherer im Normalfall über die ersten fünf Jahre verteilt alle Abschluss-, Verwaltungskosten und sonstigen Kosten auch durch die monatlichen Beiträge decken. Das heißt, dass in den ersten Jahren weniger Rendite erwirtschaftet wird oder sogar ein Minus entsteht, und erst in späteren Jahren wirklich Kapital aufgebaut wird und die Zinseffekte wirken.

Aus steuerlichen Gründen sollte die Versicherungsdauer einer Kapitallebensversicherung mindestens zwölf Jahre betragen, denn nur dann sind bei alten Verträgen, die vor 2005 abgeschlossen wurden, alle Erträge steuerfrei. Auch bei neueren Verträgen fallen nur auf die Hälfte des Ertrages Steuern an, wenn die Laufzeit mindestens zwölf Jahre beträgt und das angesparte Vermögen nicht vor dem 62. Lebensjahr ausgezahlt wird. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, ist der gesamte Ertrag steuerpflichtig.

Auf Antrag verlängern: Nachversicherungsgarantie

Die Geburt eines Kindes oder der Erwerb einer Immobilie bringen auch im Hinblick auf den Versicherungsschutz einige Änderungen mit sich. Eine sogenannte Nachversicherungsgarantie macht es möglich, die Versicherungssumme nachträglich zu erhöhen und einen optimalen Schutz wiederherzustellen, der sich an der neuen Lebenssituation orientiert.

Diese Option ist gerade für junge Familien interessant, die an der Versicherungssumme sparen wollen und eine flexible Nachversicherungsgarantie im Vertrag vereinbaren. Allerdings bieten lange nicht alle Versicherungen eine Nachversicherungsgarantie an. Wenn Sie eine Nachversicherungsgarantie abschließen, sollten Sie darauf achten, dass keine erneute Gesundheitsprüfung nötig ist, die bei einem negativen Ergebnis die Prämien teurer machen könnte.

Die Laufzeit von Lebensversicherungen verkürzen

Durch eine Laufzeitverkürzung zahlt der Versicherer eine Versicherungsleistung eher aus. Eine Verkürzung der Laufzeit einer Lebensversicherung kann man auf zwei Wege erreichen. Im ersten Fall kann der Versicherte eine ordnungsgemäße Verkürzung gemäß den allgemeinen Versicherungsbedingungen erwirken. Eine Verkürzung kann bedeuten, dass durch zusätzliche Beitragszahlungen die Versicherungssumme vorzeitig erreicht wird oder dass die Vertragslaufzeit verkürzt wird. Versicherte müssen damit rechnen, dass ein Verkürzen der Laufzeit einer Lebensversicherung Auswirkungen auf die Höhe der ausgezahlten Versicherungssumme (Ablaufsumme) und gegebenenfalls auf die Besteuerung des Ertrags haben kann.

Es lohnt sich, die eigenen Verträge zur privaten Lebens- oder Rentenversicherungen nach einigen Jahren prüfen zu lassen. Unabhängige Versicherungsexperten wie LVoptimal.de lesen für Sie auch das Kleingedruckte und erstellen Ihnen eine Auswertung zu Ihren Verträgen mit einer klaren Handlungsempfehlung. Dabei geht es nicht nur darum, Kosten zu senken, sondern auch den optimalen Versicherungsschutz – maßgeschneidert an Ihre aktuelle Lebenssituation – für Sie und Ihre Familie zu erreichen.

Eine andere Möglichkeit, die Laufzeit von Lebensversicherungen zu verkürzen ist die Kündigung. Kündigt man seinen Vertrag vor dem Ablauf der festgeschriebenen Laufzeit kündigt, bekommt man von seinem Versicherer einen sogenannten Rückkaufswert zurück. Der Versicherer macht hier allerdings Abschlusskosten etc. von den bisher monatlich geleisteten Beiträgen geltend, was insbesondere bei einer frühen Kündigung in den ersten Jahren für einen lediglich geringen Rückkaufswert verantwortlich ist.

Fazit

Die Laufzeit einer Risikolebensversicherung oder Kapitallebensversicherung ist ein entscheidender Faktor für Ihren Versicherungsschutz. Versicherte sind den Versicherungsunternehmen trotz der überwiegend empfehlenswerten langen Laufzeiten nicht hilflos ausgeliefert, sondern sie genießen vielmehr besonderen Schutz. Gerade aufgrund dieser langlaufenden Verträge wird die Versicherungsbranche nämlich stark staatlich reguliert. Das betrifft sowohl die Erträge der Unternehmen als auch den Garantiezins. Versicherungen werden streng darin überprüft, wie viele Rücklagen sie bilden oder welchen Anteil sie zum Beispiel an laufenden Überschussbeteiligungen jährlich an ihre Mitglieder ausschütten müssen.

Zudem besteht für den regelmäßig neu festgelegten Garantiezins eine rechtlich garantierte Absicherung über das Rendite-Versprechen. Auch wenn die Renditen aktuell geringer ausfallen, sind insbesondere ältere Verträge mit höheren Garantiezinsen aus heutiger Sicht finanziell sehr attraktiv, und sollten nur im Notfall gekündigt oder besser beitragsfrei gestellt werden.