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Was beeinflusst die Ablaufleistung einer Lebensversicherung

Geschrieben von: 
Björn Kotzan
Kategorie: 
Veröffentlicht am: 
5. August 2019

Statistisch gesehen besitzt fast jeder Deutsche eine. Doch die wenigsten Versicherten wissen, welche Faktoren die Rendite ihrer Lebensversicherung tatsächlich bestimmen oder wie sich der Ertrag zusammensetzt – kurzum, was am Ende wirklich dabei herauskommt. Tatsächlich ist es doch von Interesse zu wissen, was nach dem in der Regel jahrzehntelangen Sparzeitraum für das Altenteil beziehungsweise die private Altersvorsorge wirklich in die Kasse kommt. Vor allem wegen der niedrigen Zinsen sind die Auszahlbeträge aus Lebensversicherungen aktuell nicht mehr so üppig wie sie noch um die Jahrtausendwende oder davor waren. Wir klären auf, was Versicherte aktuell und zukünftig vom Abschluss einer Lebensversicherung erwarten dürfen, wie sich die Rendite zusammensetzt und was diese in ihrer Höhe beeinflusst.

Was beeinflusst die Ablaufleistung einer Lebensversicherung?

Die Ablaufleistung ist meist die entscheidende Kennzahl, die den Ausschlag gibt, ob sich ein Versicherter für eine Lebensversicherung entscheidet. Sie gibt an, welcher Betrag beim Laufzeitende der Rentenversicherung oder kapitalbildenden Lebensversicherung ausgezahlt wird, was also on top auf die meist über Jahrzehnte eingezahlten Beiträge kommt.

Es gibt ganz vielfältige Faktoren, die sich auf die Ablaufleistung auswirken können. Dazu gehören zum Beispiel die Entwicklungen am Kapitalmarkt wie die Minizinsen (Leitzinsentwicklung) oder Börseneinbrüche, der Erfolg der Anlagepolitik der Versicherungsunternehmen, die Verwaltungskosten oder die aktuellen Steuersätze. Die Ablaufleistungen aus Lebensversicherungsverträgen, vor allem von Verträgen, die vor 2005 geschlossen wurden, sind unter bestimmten Voraussetzungen nicht steuerpflichtig.

Die Rendite machen vor allem der Garantiezins und die Beteiligung an Überschüssen aus. Dabei setzt sich der tatsächliche Auszahlungsbetrag aus einem garantierten und einem nicht garantierten Anteil zusammen.

Die garantierte Ablaufleistung

Die garantierte Ablaufleistung ist die einzige Leistung, auf die der Versicherte einen rechtlichen Anspruch hat. Sie findet sich in der Police als vertraglich geregelte Versicherungssumme. Die Versicherungssumme berechnet sich aus der Gesamtheit der eingezahlten Monatsbeiträge (Sparanteil), der Laufzeit und dem zum Vertragsabschluss gültigen Garantiezins (Mindestverzinsung) abzüglich der Kosten vom Versicherer wie Vertriebs- und Verwaltungskosten oder gegebenenfalls versicherten Risiken zum Beispiel für den Todesfall.

Garantiezins

Der Garantiezins wird vom Gesetzgeber festgelegt und liegt seit 2017 bei 0,9 Prozent. Er ist bei fast allen Versicherungsgesellschaften gleich hoch und legt die Verzinsung des Sparanteils für die gesamte Laufzeit der Lebensversicherung fest. Aktuell fällt der Garantiezins niedrig aus, was vor allem an der historischen Niedrigzinsphase liegt. Versicherungsunternehmen erwirtschaften dadurch allgemein weniger Rendite und dürfen ihren Mitgliedern entsprechend weniger Erträge zusichern.

Kosten für die Verwaltung

Ein Vergleich von Lebensversicherungen lohnt sich. Die unterschiedlichen Anbieter arbeiten unterschiedlich effizient und verursachen demgemäß unterschiedlich hohe Kosten für die Verwaltung der Lebensversicherungen. Die einfache Formel lautet hier: Versicherungen, die kostengünstiger arbeiten, können für ihre Versicherten höhere Renditen erzielen.

Provision / Courtage

Wie die Verwaltungskosten mindern auch die Abschlusskosten für Versicherungsvermittler, -makler oder -berater die Versicherungssumme und die garantierte Ablaufleistung der Lebensversicherung. Auch hier lohnt eine kompetente und fachliche Beratung durch Versicherungsexperten zum Abschluss einer Lebensversicherung und ein Vergleich verschiedener Anbieter.

Nicht garantierte Ablaufleistung

Der garantierten Ablaufleistung gegenüber steht die deutlich höher ausfallende prognostizierte beziehungsweise nicht garantierte Ablaufleistung. Diese Gewinnanteile bestehen aus der Überschussbeteiligung und denSchlussgewinnanteilen sowie der Beteiligung an den Bewertungsreserven. Sie alle werden zwar als Bestandteil der Ablaufleistung einer Lebensversicherung aufgeführt, stehen jedoch unter Vorbehalt und können nicht garantiert werden.

Die Gesamthöhe der prognostizierten Ablaufleistung einer Lebensversicherung setzt sich also aus der garantierten Ablaufleistung und den wahrscheinlich erwirtschafteten Überschüssen zusammen. Dabei kommt es vor, dass die Versicherungen das Ergebnis vor Vertragsabschluss eher „schön“ rechnen und die Versicherten Jahrzehnte später bei Ablauf des Vertrages mehr als überrascht über das schwächere Ergebnis sind.

Überschussbeteiligung

Der Versicherer legt die monatlich eingezahlten Sparbeiträge der Versicherten an, um möglichst große Gewinne zu erzielen. Überschussanteile ergeben sich aus dem Erfolg dieser Investitionen und aus konstruktionsbedingten Gewinnen, die unter anderem mit dem Sterblichkeits-, Risiko- und Kostengewinn zusammenhängen. Die Versicherungen sind dazu verpflichtet, die Versicherten am Gewinn zu beteiligen. Die Überschussbeteiligung wird anteilig berechnet, um den Jahreswechsel für das kommende Geschäftsjahr bekannt gegeben und laufend einmal jährlich direkt in das Sparvolumen ausgezahlt.

Prognostizierte Überschussbeteiligungen in der Ablaufleistung werden im Hinblick auf die aktuelle Finanzsituation berechnet und können immer nur Momentaufnahmen sein. Überschussbeteiligungen unterliegen kapitalmarktbedingten Schwankungen und sind tendenziell rückläufig. Aktuell liegt die Überschussbeteiligung durchschnittlich zwischen 2 und 3 Prozent.

Schlussgewinn

Auch der Schlussgewinn oder Bonus ist nicht garantiert, dennoch bezahlen viele Versicherer neben der laufenden jährlichen Überschussbeteiligung einmalig am Vertragsende einen Schlussgewinn-Anteil. Dieser wird ebenfalls jährlich neu festgelegt, gilt aber nur für Verträge, deren Laufzeit in dem Jahr endet beziehungsweise die Auszahlphase wie bei privaten Rentenversicherungen beginnt.

Diese Schlussdividende kann als eine Art Belohnung bewertet werden, dass der Vertrag vereinbarungsgemäß bis zum Ende bespart wurde. Durchschnittlich beträgt der Schlussgewinn immerhin rund zehn Prozent der Versicherungssumme.

Bewertungsreserven

Bewertungsreserven oder „stille“ Reserven gehören auch zu den Überschussanteilen, die bisher einmalig wie der Schlussgewinn ausgeschüttet werden. Bewertungsreserven ergeben sich dann, wenn der aktuelle Marktpreis von Kapitalanlagen, in die die Monatsbeiträge des Versicherten investiert wurden, höher liegt als der Kaufpreis. Allerdings wurde die Beteiligung an den Bewertungsreserven mit dem Inkrafttreten des Reformpakets zur Stabilisierung der Lebensversicherer gestrichen, um die Lebensversicherer in der derzeitigen Niedrigzinsphase zu entlasten.

Fazit

In der aktuellen Niedrigzinsphase leiden die Versicherer unter den geringen Renditen an den Kapitalmärkten. Auch von Seiten des streng kontrollierenden Gesetzgebers werden die Lebensversicherer gezwungen, ihr Kapital risikoarm anzulegen. Was zur Folge hat, dass sie einen großen Bestand an solchen Fonds halten, die immer geringere Zinsen abwerfen.

Historisch hohe Renditen mit saftigen Ablaufleistungen von Anfang der 2000er darf man als Versicherter in einer klassischen Kapitallebensversicherung nicht mehr erwarten. Dafür benötigt es eine höhere Risikobereitschaft und den Abschluss von Finanzprodukten wie zum Beispiel einer fondsgebundenen Lebensversicherung oder von Indexpolicen.

Obwohl alle Versicherer an den gleichen Garantiezins als Höchstrechnungszins gebunden sind, zeigt sich, dass es bei der garantierten Ablaufleistung deutliche Unterschiede gibt. Das liegt zum Teil an einer kostensparenden Verwaltung oder an einer geschickteren Anlagestrategie.

Die Erfahrung zeigt, dass die Versicherer mit den besten Garantiewerten letztlich auch die höchsten Ablaufleistungen erzielen konnten. Zum Schluss eine gute Nachricht für den Verbraucher: Laut dem für die Versicherungsbranche wichtigen Map-Report nähern sich seit 2012 die prognostizierten Hochrechnungen und die tatsächlichen Auszahlungen der Ablaufleistungen von Lebensversicherungen zunehmend an.