Eine Berufsunfähigkeitsversicherung soll wichtig sein – hört man überall. Der monatliche Beitrag ist nicht unbedingt niedrig und eigentlich fühlen wir uns gesund. Brauchen wir eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit und was ist wichtig zu wissen? Wir fassen Tricks und Tipps zu Berufsunfähigkeitsversicherung zusammen.
Gerade nach dem Studium ist das Thema Berufsunfähigkeit weit weg. Wer denkt schon gerne daran, dass eine Krankheit oder ein Unfall dafür sorgen könnte, dass eine dauerhafte Berufstätigkeit nicht mehr möglich ist. Eigentlich geht niemand davon aus, dauerhaft zu erkranken. Und hier liegt die erste Schwierigkeit. Es werden viel mehr Menschen berufsunfähig als wir uns das vorstellen können. Die Statistik sagt, dass 25% aller Arbeitnehmer im Laufe des Berufslebens berufsunfähig werden. Diese Zahl ist nicht ganz richtig. Es wird der Durchschnitt aller Arbeitnehmer gebildet. Also auch jene, die heute bereits zu Krank sind, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen. Wer gesund genug ist, Versicherungsschutz zu erhalten, hat vermutlich eine etwas geringe Chance, eine BU-Fall zu werden. Trotzdem liegt das Risiko bei 1 zu 5.
Immerhin beträgt die Chance 1 zu 5 (20% Quote), dass ich ein BU-Fall werden. Die Möglichkeit, irgendwann im Leben bei einem Autounfall zu sterben liegt bei 1 zu 120. Vermutlich haben die meisten vor uns mehr Angst, vorm Autounfall, als berufsunfähig zu werden. Der Autounfall mit Todesfolge hat eine Quote von 0,8%. Trotzdem ist für viele ein sicheres Auto wichtiger als eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Das Risiko, dass Ihr Haus abbrennt liegt bei 1 zu 7000. Trotzdem muss das Haus bestens versichert sein. Ein neues Haus kostet schnell 500.000 Euro. Verlieren Sie Ihr Einkommen, ist der Verlust größer. Wer für 30 Jahre 2.500 Euro Einkommen verliert, hat am Ende 900.000 Euro Verlust gemacht.
Praxisbeispiel: Ein Kunde von mir ist seit 4 Jahren berufsunfähig und wird es vermutlich lebenslang sein. Insgesamt zahlt die ERGO für 9 Jahre monatlich 4.000 Euro aus. Das entspricht 432.000 Euro. Leider hat dieser Kunde den Versicherungsschutz aus Kostengründen nur bis zum 60. Lebensjahr abgeschlossen. Das hat ihm ungefähr 1.800 Euro an Beitrag gespart und kostet heute 240.000 Euro Einkommen.
Ja. Ich bin mir sicher, dass die wenigsten Kunden vorher etwas geahnt haben. Die Erkrankungen kommen plötzlich, über Nacht, sind plötzlich vorhanden. Es gibt viele Arten, die unerwartet sind und das Berufsleben auf den Kopf stellen. Im Jahr 2019 wurde bekannt, dass eine Schauspielerin bei „GZSZ“ nicht mehr als Schauspielerin arbeiten kann, weil die Augen das grelle Scheinwerferlicht nicht mehr vertragen. Eine bekannte Schauspielerin aus „Beverly Hills 90210“ ist dieses Jahr ein zweites Mal an Krebs erkrankt. Krebserkrankung Stufe 4 – Endstadium. Wenn alles gut läuft, wird sie gesund. Wenn nicht, geht sie 30 Monate durch die Hölle und verendet dann. Beide Personen hätten nie erwartet, berufsunfähig zu werden.
Das Leben ändert sich. Nicht selten gehen Beziehung und Freundschaften in die Brüche. Es ist eine falsche Annahme, dass eine Berufsunfähigkeit die sympathische Schwester der Arbeitsunfähigkeit ist. Eine Arbeitsunfähigkeit kann auch mal ganz nett sein. Eine Berufsunfähigkeit ist immer ein ernstes Thema. Die Hauptgründe sind psychologische Erkrankungen und Erkrankungen des Knochenapparates, sowie Krebs.
Hinweis: Eine Berufsunfähigkeit tritt niemals zeitgleich mit einer Arbeitsunfähigkeit auf. Folglich können die Versicherungssummen der Krankentagegeldversicherung (bei Arbeitsunfähigkeit) und Berufsunfähigkeitsversicherung (bei Berufsunfähigkeit) nicht zusammen im Leistungsfall erwartet werden. Eine AU ist vorübergehend, eine BU ist dauerhaft.
Nein. Krankentagegeld erhalten Sie, wenn Sie vorübergehend erkranken. Dafür zeitlich unbegrenzt. Wird aus einer vorübergehenden Erkrankung eine Berufsunfähigkeit, endet die Leistung der Krankentagegeldversicherung und die BU-Police zahlt. Von der BU-Rente muss auch die PKV bezahlt werden. Der PKV-Beitrag steigt laufend, unter andere deshalb muss die Berufsunfähigkeitsversicherung dynamisiert sein.
Hinweis: Eine Berufsunfähigkeit löst keine Versicherungspflicht in der GKV aus. Wer berufsunfähig wird, bleibt privat krankenversichert. Sie können Ihr PKV-Beitrag mit einer Exceltabelle 3% jährlich hochrechnen. Wer z.B. 1.800 Euro BU-Rente versichert hat, wird nicht glücklich werden.
Der Umstand einer Berufsunfähigkeit ändert häufig das Leben. Es wird viel weniger möglich sein als heute. Trotzdem müssen Sie von der BU-Rente leben können. Alles unter 2.500 Euro Absicherung wird vermutlich nicht reichen. Ein guter PKV-Schutz kostet ca. 600 Euro. In diesem Fall bleiben noch 1.900 Euro Rente über. Was zahlen Sie an Miete? Welche Summen investieren Sie in die Altersvorsorge? Sie sollten ab 2.500 Euro Rente planen.
Nochmal: Die Höhe der versicherten Rente ist wichtig.
Häufig höre ich, dass sich eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei einem hohen Nettogehalt nicht lohnt. Denn wer 7.500 Euro Nettogehalt versichern will, muss entsprechend viel Beitrag aufbringen. Das ist aber der falsche Ansatz. Der BU-Fall ändert das Leben. Der Staat unterstützt nicht nennenswert. Der PKV-Vertrag muss über die versicherten Leistungen finanziert werden. Ich muss Miete oder Abtrag zahlen und Leben muss ich auch noch. Mindestens 2.500 Euro sollten dynamisiert versichert werden. Wer 800 Euro für die PKV und 1.000 Euro Miete bezahlt, kann nicht 1.500 Euro Rente versichern. Im Großen und Ganzen sollte die Rente ausreichend versichert sein. Gerade für Akademiker ein bezahlbares unterfangen.
Praxistipp: Bei Rentenhöhe ab 2.500 Euro müssen ärztliche Atteste eingebracht werden. Es ist deshalb ratsam in einer Zwei-Schritt-Strategie vorzugehen. Bis 2.500 Euro Rente müssen häufig nur Antragsfragen beantwortet, natürlich gewissenhaft, werden. Sie müssen aber nur einbringen, was ärztlich diagnostiziert ist. Deshalb ist die Risikoprüfung per Antragsfragen leichter zu überstehen. Wenn die 2.500 Euro Rente policiert sind, kann im zweiten Schritt die Rentenhöhe erhöht werden. Die ärztliche Untersuchung gilt dann nur für den erhöhten Teil. Achtung: Wenn Sie Diagnosen verschweigen und diese per ärztlichem Attest erkannt werden, droht eine Kündigung wegen Vorvertraglicher Anzeigepflichtverletzung.
Der Gesetzgeber kennt die halbe und volle Erwerbsminderungsrente. Die gesetzliche Absicherung ist damit eher als dürftig zu beschreiben. Anders als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, wird nicht nach einer prozentualen Unfähigkeit eingestuft, sondern nach einer möglichen restlichen Arbeitszeit. Wer weniger als drei Stunden "irgendwas" arbeiten kann, ist voll erwerbsgenmindert. Die durchschnittliche volle Erwerbsminderungsrente liegt bei ca. 800 Euro. Wer noch drei bis sechs Stunden arbeiten kann, erhält die halbe Erwerbsminderungsrente. Bitte beachten, dass alle Tätigkeiten zugemutet werden können. Die beruflichen Unterschiede sind groß. Deshalb ist dieser Schutz ein staatlicher Grundschutz für den schlimmsten Fall.
Das muss jeder für sich entscheiden. Häufig wird eine BU-Police mit einer Rentenversicherung verknüpft. Die Idee dahinter klingt einleuchtend. Eine Versicherung gegen Berufsunfähigkeit mit Beitragsrückgewähr zum Vertragsende aus der Rentenversicherung. Es gibt aber noch eine andere Art, die Beiträge der Berufsunfähigkeitsversicherung erstattet zu bekommen.
Reine Berufsunfähigkeitsversicherung zeigen einen Brutto-Beitrag und einen Netto-Beitrag an. Der Brutto-Beitrag ist der garantierte Maximalbeitrag einer Versicherung. Der Versicherer erwirtschaftet in der Laufzeit Überschüsse und verrechnet diese dann mit dem Brutto-Beitrag. Es entsteht der Netto-Beitrag. Der Netto-Beitrag ist nicht garantiert und wird jährlich neu bestätigt. Sinken die Überschüsse, kann der Beitrag der BU-Police steigen. Wenn Sie anstatt der Überschussverrechnung die Überschussansammlung auswählen, zahlen Sie für die gesamte Laufzeit den Brutto-Beitrag. Die Überschüsse werden dann angesammelt im Vertrag und können z.B. in Investmentfonds angelegt werden. Die angesammelte Summe wird zum Vertragsende steuerfrei an Sie ausgezahlt. Diese Methode ist ebenfalls interessant, wenn es darum geht, die Vertragskosten zum Vertragsende teilweise erstattet zu bekommen. Stichwirt: Berufsunfähigkeitsversicherung mit Prämienrückgewähr.
Praxistipp: Wer den Bruttobeitrag bezahlt und die Überschüsse in ETFs anlegt, kann ca. 50% der Beitragskosten zur Berufsunfähigkeitsversicherung zurückerhalten. Die Kombination mit anderen Verträgen ist nicht notwendig.
Die Beiträge zur Basis-Rente/ Rürup-Rente können steuerlich abgesetzt werden. Folglich müssen Rentenleistungen versteuert werden. Wer diese Verträge kombiniert, muss eine höhere Rente versichern, was wieder höhere Beiträge bedeutet. Um flexibel zu bleiben empfehle ich eine Trennung solcher Verträge. Der Gesetzgeber kann auch das Renteneintrittsalter verschieben. In diesem Fall kann es teurer sein, den BU-Schutz anzupassen. Häufig werden solche Modelle als Steuertrick verkauft. Gerade Vertriebe mit drei oder vier Buchstaben im Namen neigen dazu. Es geht hier aber nicht nur um einen Steuervorteil, sondern um das Leben im schweren Krankheitsfall.
Wer die Verträge trennen will, muss in den Vertragsbedingungen lesen. Viele Versicherer bieten Lösungen. Besonders empfehlenswert ist die Trennung bei der Kombination von Berufsunfähigkeitsversicherungen und Basis-Rente/ Rürup-Renten. Wer gesund ist, kann zeitgleich auf aktuelle Vertragsbedingungen umstellen. Wir helfen hier gerne weiter.
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben das Arbeitsleben gesund überstanden. Vermutlich lag Ihr Nettogehalt deutlich über der versicherten Absicherung. Sie haben damit einen deutlichen Gewinn gemacht im Vergleich zu BU-Rente. Die Beiträge sind letztlich umsonst gezahlt worden. Aber Gesundheit ist wichtiger als Geld.
Nein. Für die Versicherer ist das Risiko hoch, dass ein Schaden eintritt. Dementsprechend heftig wird die Gesundheit geprüft. Zum Verständnis:
Deswegen ist es wichtiger, überhaupt Schutz zu bekommen. Für gesunde Kunden ist die BU der Alte Leipziger, LV 1871 und Condor stark. Wobei bei Akademiker die Alte Leipziger die Nase vorn hat. Wichtig: Wer zum Beispiel seit vielen Jahren bei der Alte Leipziger versichert ist, hat einen Tarif mit alten Bedingungen. Es kann Sinn machen zu prüfen, ob nicht auf neuere Bedingungen umgestellt werden kann. Die Mehrwerte sind enorm und die Kosten können auch sinken.
Es gibt eine ganze Reihe von wichtigen Eigenschaften von BU-Verträgen. Wichtig sind grundsätzlich die allgemeinen Versicherungsbedingungen. Diese sollten regelmäßig überprüft werden. Gerade alte Verträge können häufig große Leistungslücken haben. Auch Versicherer im Runoff (Heidelberger Leben, Skandia, etc.) bieten oft nur noch sehr schlechte Bedingungen.
Vertragsbedingungen sind Hürden, die Im Krankheitsfall genommen werden müssen, damit die versicherte Rente ausgezahlt wird. Damit deutlich wird, was ich meine, hier ein Auszug der AVB der Alte Leipziger.
Diese Bedingungen können wir mit allem anderen Versicherern vergleichen. Zusätzlich gibt es weitere Merkmale, die berücksichtigt werden sollten.
Dynamik: Alle Versicherer bieten eine Dynamik des Vertrages an. Unter einer Dynamik ist zu verstehen, dass der Vertrag regelmäßig jährlich um einen festen Prozentsatz erhöht wird. In dieser Sparte ist diese Eigenschaft wichtig, weil der Vertrag auch im BU-Fall erhöht wird. Zusätzlich bieten Versicherer noch an, kostenpflichtig, im BU-Fall die Rente zu erhöhen. Meistens ist dieser Punkt nicht notwendig. Denn häufig ist eine kostenfreie Leistungsdynamik mitversichert.
Nachversicherungsgarantie: Viele Versicherer bieten eine Erhöhungsoption an, wenn bestimmte Ereignisse im Leben eintreten. Dazu zählen unter anderem Hochzeit, Nachwuchs, berufliche Entwicklung, etc. Damit können Sie den Versicherungsschutz erhöhen, ohne erneute Gesundheitsprüfung.
Arbeitsunfähigkeitsleistungen: Bei längerfristiger Arbeitsunfähigkeit können unter Umständen auch schon BU-Leistungen bezogen werden.
Krebs-Sofortleistungen: Einfach ausgedrückt, wenn ein bestimmter Krebs entdeckt wird, kann die Versicherungsleistungen abgerufen werden. Dieser Umstand ist wichtig, weil Krebserkrankungen zunehmen und nicht immer sofort zu einer Berufsunfähigkeit führen.
Versicherungsdauer: Es ist wichtig, eine angemessene Laufzeit zu wählen. Wer die Altersvorsorge und das Rentenalter auf das 65. Lebensjahr abstellt. Ich kann auch hier das Endalter 65 wählen. Das Rentenalter wird perspektivisch sicher angehoben. Es empfiehlt sich deshalb eher auf das 67. Lebensjahr abzustellen. Wer aus Kostengründen das 60. Lebensjahr wählt, wird im BU-Fall sicher Probleme bekommen.
Bis zu Ihrem geplanten Rentenalter. Ich gehe zum Beispiel spätestens mit 65 Jahren in Rente. Meine gesamte Altersvorsorge stellt auf das 65. Lebensjahr ab. Die Berufsunfähigkeitsversicherung sollte dann auch mit 65 Jahren enden. Wer sich noch keine Gedanken zum Rentenalter gemacht hat, kann jetzt damit beginnen. Alles lässt sich planen. Wer die Versicherungsdauer stark verkürzt, hängt die letzten Jahre in der Luft. Ein solcher Schritt ist auch möglich, wenn die Rentenleistung entsprechend höher versichert wird. Im BU-Fall wird die höhere Rentenanteil zurückgelegt und dann damit die letzten Jahre finanziert. Allerdings muss dann auch eisenhart gespart werden, um die letzten Jahre zu finanzieren. Das wäre nicht mein Ding. Ich plane solide und führe dann durch.
Es kommt darauf an, was bezweckt werden soll. Bestehen sichere Einnahmen von dritter Seite aus, kann eine Kündigung sinnvoll sein. Oder wenn bessere Bedingungen bei einem anderen Versicherer für einen ähnlichen Beitrag „eingekauft“ werden können. Oftmals kann auch beim gleichen Versicherer auf bessere Bedingungen umgestellt werden. Es gibt Gründe zur Vertragskündigung. Es sollte aber niemals ein Vertrag gekündigt werden, bevor neuer Schutz abgeschlossen ist.